In den westlichen Kulturen sprechen viele Menschen mit ihren Haustieren, seien es nun Hunde oder Katzen. Das Sprachregister, das an diese Haustiere gerichtet ist, weist zahlreiche gemeinsame Merkmale mit der an kleine Kinder gerichteten Sprache auf, die sich von der typischen erwachsenengeleiteten Sprache unterscheidet. Wie bei Kleinkindern sprechen viele Haustierbesitzer in einer höheren Stimmlage und verwenden oft kurze, repetitive und besonders deutlich ausgesprochene Phrasen. Die Art und Weise, wie Hunde auf hundebezogene Sprache reagieren, hat schon vor einiger Zeit das Interesse der Wissenschaftler geweckt, denn Hunde können nicht eine große Anzahl von Anweisungen erlernen und unterscheiden, sondern verstehen sogar unabhängig von der Tonlage, in der ihre Besitzer sprechen, die Bedeutung mancher Wörter.
Im Gegensatz dazu ist viel weniger darüber bekannt, wie Katzen die an sie gerichtete Sprache wahrnehmen und darauf reagieren. De Mouzon et al. (2022) haben nun in einer kleinen Untersuchung mit wenigen Tieren (16) gezeigt, dass Katzen wie Hunde hauptsächlich bei Anweisungen reagieren, die speziell an sie gerichtet ist, auch wenn sie meist weniger euphorisch darauf reagieren als Hunde. Katzen nehmen eine solche Anrede in der Regel auch nur dann wahr, wenn sie von ihrem Besitzer kommt, denn bei Fremden scheinen die Tiere nicht zu bemerken, dass sie damit gemeint sind bzw. es ist ihnen vermutlich egal.Diese Ergebnisse bringen eine neue Dimension in die Betrachtung der Mensch-Katzen-Beziehung, da sie die Entwicklung einer besonderen Kommunikation in Mensch-Katzen-Dyaden implizieren, die auf Erfahrung beruht.
Siehe dazu auch Nonverbale Kommunikation bei Katzen – die Kommunikatzion.
Literatur
de Mouzon, Charlotte, Gonthier, Marine & Leboucher, Gérard (2022). Discrimination of cat-directed speech from human-directed speech in a population of indoor companion cats (Felis catus). Animal Cognition, doi:/10.1007/s10071-022-01674-w.