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Die Pubertät ist der letzte gewaltige Umbauprozess des Gehirns

    Pubertierende sind impulsiv, kritikunfähig und extrem risikobereit. Das strengt Eltern oft an.

    Eltern streiten mit ihren pubertierenden Kindern auf eine Art, die sie niemals gewollt haben, wobei das mit der Entwicklung des jugendlichen Gehirns zusammenhängt. Die Pubertät ist der gewaltigste Umbauprozess des Gehirns nach dem zweiten Lebensjahr und auch der letzte. Etwa 60 bis 70 Prozent der bestehenden Nervenverbindungen im Gehirn werden dabei gekappt. Das nennt man Pruning – so wie der Gärtner das Herunterschneiden der Bäume.

    Synaptic pruning bezeichnet besonders in der Entwicklungspsychologie jenen Prozess, bei dem das menschliches Gehirn bis zur Pubertät hin durch ständigen Aufbau neuer Verbindungen wächst, dann aber wieder an Nervenzellen und besonders an Synapsen verliert. Das Synaptic pruning-Modell sieht im Rückgang der Nervenvernetzung eine Form der Spezialisierung des jungen Menschen. Strukturelle, funktionelle und neurophysiologische Vergleiche zwischen Menschen und Makaken zeigen, dass die Schwierigkeit, während der Pubertät reaktive Reaktionen zu stoppen, sehr ähnlich ist. Die menschliche neurologische Entwicklung während dieser Zeit ist gekennzeichnet durch Veränderungen in der strukturellen Anatomie, d. h., es gibt einen aktiven Abbau redundanter und ungenutzter neuronaler Verbindungen und eine Stärkung jener Abschnitte der weißen Substanz im gesamten Gehirn, die in der Folge die Funktionsweise des erwachsenen Gehirns bestimmen. Insbesondere in der Pubertät werden alle grundlegenden Aspekte der Gehirnorganisation überprüft und verfeinert, so dass eine optimale Arbeitsweise für die Anforderungen der spezifischen Umgebung gewährleistet ist. Insbesondere die Entwicklung jener neuronaler Aktivitätsmuster, die die Vorbereitung einer Reaktion ermöglichen, scheint ein Schlüsselelement dieser Phase der Entwicklung zu sein, wobei dies wesentlich für eine erfolgreiche Selbstkontrolle ist. Bei der Selbstkontrolle geht es nicht nur um die Fähigkeit, im Augenblick ein Verhalten zu hemmen, sondern auch, dass man sich rechtzeitig darauf vorbereitet und einen Plan erstellt.
    Literatur

    Stangl, W. (2023, 27. Juli). Synaptic pruning.
    https://lexikon.stangl.eu/19062/synaptic-pruning.