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Warum Menschen manche Lebensmittel nach einer einzigen Erfahrung nie mehr in ihrem Leben essen

    Menschen reagieren auf sensorische Hinweise in ihrer Umgebung dadurch, dass sie sich davon eine Belohnung oder Bestrafung erwarten, wobei diese Fähigkeit für das Überleben wichtig ist. So ist etwa die Fähigkeit, attraktive schmeckende Nahrungsmittel zu erkennen, für die Nahrungssuche unerlässlich, während die Erkennung von ungenießbaren Nahrungsmitteln Schaden verhindern kann. Einige dieser sensorischen Reaktionen sind angeboren, können aber auch aufgrund früherer Erfahrungen mit dem Reiz grundlegende Veränderungen erfahren.

    Pirger et al. (2021) haben nun die Mechanismen, die einer solchen Verhaltensumschaltung einer angeborenen sensorischen Reaktion auf Neuronen- und Netzwerkebene zugrunde liegen, untersucht. Sie haben dafür das Modell-Lernsystem von Schnecken verwendet, um der Frage nachzugehen, wie ein antizipiertes aversives Ergebnis die Verhaltensreaktion auf einen zuvor effektiven Fütterungsreiz, nämlich Zucker, nachhaltig umgekehrt wird. Der Fresskreislauf der Schnecke wird unter anderem durch ein Neuron im Hirn gelenkt, das sicherstellt, dass die Schnecke nicht einfach alles und jeden frisst, doch ist ein Nahrungsanreiz wie Zucker vorhanden, kommt es normalerweise zu einer Hemmung des Neurons und das große Fressen beginnt. In der Untersuchung wurde ein aversives Training verwendet, um ihnen die Lust an Süßem auszutreiben, d. h., immer wenn den Tieren Zucker vorgesetzt wurde, klopften man ihnen leicht auf den Kopf, also man verdarb den Tieren nachhaltig die Lust auf Süßes, sodass sie sich danach sogar weigerten, Zucker zu fressen, obwohl sie hungrig waren. Man vermutet, dass es im menschlichen Gehirn einen ähnlichen Schalter gibt, der einmal umgelegt, ein Leben lang die Menschen daran hindert, ein spezielles Lebensmittel zu sich zu nehmen.

    Literatur

    Pirger, Zsolt, László, Zita, Naskar, Souvik, Crossley, Michael, O’Shea, Michael, Benjamin, Paul R., Kemenes, György & Kemenes, Ildikó (2021). Interneuronal mechanisms for learning-induced switch in a sensory response that anticipates changes in behavioral outcomes. Current Biology, doi:10.1016/j.cub.2021.01.072.