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Manchmal soll „Multitasking“ weniger Kosten verursachen als die Einzeltätigkeit

    Nach einer Untersuchung von Raettig & Huestegge (2018) soll aber die gleichzeitige Ausführung mehrerer Aktionen nicht in allen Fällen mit Leistungseinbußen verbunden sein. Ihre Eye-Tracking-Untersuchung zeigte nämlich, dass unter bestimmten Bedingungen die Hemmung einer sekundären Reaktion kostspieliger sein kann als deren Ausführung, was zu Vorteilen bei Multitasking führen könnte. In dieser Studie mussten die Teilnehmer auf ein visuell präsentiertes Richtungswort reagieren, indem sie den Stimulus entweder laut vorlesen (vokale Modalität), die entsprechende Pfeiltaste auf einer Tastatur drücken (manuelle Modalität) oder beides. Entscheidend war, dass die manuellen Fehlerraten signifikant niedriger waren, wenn die Teilnehmer sowohl mit einem Tastendruck als auch mit einer Benennung reagieren mussten, als wenn sie nur mit einer Benennung reagieren mussten. Offenbar spielte es eine entscheidende Rolle, ob die gleichzeitig ausgeführten Handlungen sich ähnlich sind, dieselben Gegenstände zum Ziel haben und manchmal auch nur jeweils eine der Handlungen allein ausgeführt werden muss. Es kann also einfacher sein, ein Richtungswort wie ‚links‘ laut vorzulesen und gleichzeitig die entsprechende Pfeiltaste auf einer Computertastatur zu drücken, als nur das Wort zu lesen oder nur die Taste zu drücken. Daher kann das Unterdrücken einer zweiten Handlung (also Nicht-Multitasking) mehr mentale Ressourcen verbrauchen kann, als die Zweithandlung einfach auszuführen.

    Allerdings handelt es sich in diesem Experiment um relativ spezifische Tätigkeiten, die nicht wirklich etwas mit Multitasking zu tun haben, wie ist bei alltäglichen Tätigkeiten der Fall ist.

    Literatur

    Raettig, Tim & Huestegge, Lynn (2018). The hard work of doing nothing: Accounting for inhibitory costs during multiple action control. Attention, Perception, & Psychophysics. 80, doi:10.3758/s13414-018-1577-9.