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Hat ein Virus zum Langzeitgedächtnis geführt?

    Das neuronale Gen Arc ist für die lang anhaltende Informationsspeicherung im Gehirn von Säugetieren unerlässlich und wird mit verschiedenen neurologischen Störungen in Verbindung gebracht, wobei Arc etwa in der Lage ist, den Transport der RNA von Zelle zu Zelle zu vermitteln. Über die evolutionären Ursprünge von Arc ist jedoch wenig bekannt. Studien von Shepherd (2018) deuten darauf hin, dass es sich bei dem Protein Arc um das Überbleibsel eines Virus handeln könnte, denn Arc enthält eine Homologie mit dem Gag-Polyprotein, das das virale Kapsid bildet und für die virale Infektiosität von Bedeutung ist. Diese überraschende Verbindung wirft die faszinierende Möglichkeit auf, dass Arc molekulare Merkmale von Retroviren teilen könnte. Möglicherweise hat eine zufällige Begegnung mit einem Vorfahren des Retrovirus vor Hunderten von Millionen Jahren dazu geführt hat, dass dieser sein genetisches Material in ein Säugetier injizierte, sodass Arc nun eine zentrale Rolle in der Gedächtnisfunktion spielt.

    Literatur

    Shepherd, Jason D. (2018). An endogenous neuronal retrovirus? Seminars in Cell & Developmental Biology, 77, 73-78.