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Drei Formen der Empathie nach Davies

    Mit der Empathie ist es wie mit der Intelligenz:
    entweder man hat sie, oder man merkt nicht, dass sie einem fehlt.

    Emotionen haben evolutionär betrachtet die Funktion, Menschen zum Handeln motivieren, wobei es bei der Empathie um ein Verhalten geht, von dem vor allem die hilfsbedürftige Person profitiert, aber auch die helfende Person selbst, denn durch das Helfen reduziert sich sowohl das Leid des anderen als auch die als unangenehm empfundene empathische Als-ob-Antwort. Empathie gründet dabei auf der Aktivierung geteilter neuronaler Repräsentationen, d. h., wenn man Empathie mit einem unglücklichen Menschen empfindet, sind daran Areale des Gehirns beteiligt, die ebenfalls aktiv sind, wenn man selbst die entsprechende Emotion spürt, also etwa Trauer oder Niedergeschlagenheit. Das Gehirn reagiert damit auf das Leid des Gegenübers also zumindest teilweise so, als ob es das eigene wäre. Dieses Als-ob ist erstens wichtig, weil man durch die damit verbundene Emotion genauer einschätzen kann, wie es der fremden Person gerade geht, und zweitens ist die eigene emotionale Antwort ein wichtiger Antrieb für die Hilfsbereitschaft, die durch empathisches Mitfühlen unter Umständen ausgelöst wird.

    Nach Davies (1980, 1983) kann man drei Typen von Empathie unterscheiden, die mit einem von ihm entwickelten Inventar gemessen werden können (Deutsche Version von Grimm, 2015):

    • Kognitive Empathie-Typen (Perspective Taking) versetzen sich vor allem gedanklich in die Lage ihrer Mitmenschen. Emotional bleiben sie dabei vergleichsweise distanziert und eher bei sich. Sie verstehen und stellen sich vor, was andere durchmachen, ohne dass das eine Auswirkung auf ihre eigene Gefühlswelt hat.
    • Affektive Empathie-Typen (Personal Distress) fühlen mit anderen Menschen mit und spiegeln ihre Emotionen, sobald sie eine empathische Verbindung zu ihnen herstellen und sich in ihre Lage versetzen. Sie empfinden Freude, Trauer, Schmerz oder Wut aufgrunddessen, was andere durchmachen, und unabhängig davon, was in ihrem eigenen Leben und ihrer eigenen Gefühlswelt gerade vor sich geht.
    • Soziale Empathie-Typen (Empathic Concern) sind das, was man im Alltag meist meint, wenn man von jemandem sagt, diese Person sei empathisch. Sie verstehen die Lage, in der sich andere Menschen befinden, und können sich in diese hineinversetzen. Sie wissen und spüren auch, was ihr Gegenüber in dieser Lage fühlt, und teilen seine Emotionen insofern in einem gewissen Rahmen. Doch im Unterschied zu affektiven Empathie-Typen können sich soziale Empathie-Typen abgrenzen, ihre eigene Gefühlswelt wird nicht völlig von der des anderen vereinnahmt.

    Nach dem Beitrag in einer Illustrierten gibt es einen besonderen Typ eines emphatischen Menschen: den Heyoka-Empathen bzw. die Heyoka-Empathin. Diese sind ein besonderer Typ unter den einfühlsamen Menschen, denn sie haben nicht nur eine sehr hohe emotionale Intelligenz, sondern sie sind auch mit viel Humor gesegnet, den sie einsetzen, um schwierige Situationen zu erleichtern und die Stimmung zu verbessern. Das Wort „Heyoka“ stammt aus der Sprache der amerikanischen Ureinwohner und bedeutet so viel wie „heiliger Narr“ oder „heiliger Spaßvogel“. Heyoka-Empathen bzw. Heyoka-Empathinnen sind daneben auch sehr ehrlich, sehr kreativ und eher introvertiert.

    Siehe dazu Warum Empathie für Menschen so wichtig ist!


    Literatur

    Davis, Mark H. (1980). A multidimensional approach to individual differences in empathy. JSAS Catalog of Selected Documents in Psychology, vol.10, pp.85ff.
    Davis, Mark H. (1983). Empathic concern and the muscular dystrophy telethon. Empathy as a multidimensional construct. Personality and Social Psychology Bulletin, vol.9, no. 2, pp.223-229.
    Grimm, Jürgen (2015). Empathie-Messung nach Davis. Deutsche Version. Test-Dokumentation. – Methodenforum der Universität Wien: MF-Working Paper 2015-03. [http://empcom.univie.ac.at/methoden-archiv/]
    Stangl, W. (2023, 29. Juli). Empathie. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
    https:// lexikon.stangl.eu/1095/empathie#comment-23004.
    https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/psychologie–3-zeichen–dass-du-ein-heyoka-empath-bist-13565960.html (23-07-29)