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Ist das Lesen und Zählen von links nach rechts angeboren?

    In industrialisierten Gruppen ordnen Erwachsene Zahlen, Zeit und Größe implizit dem Raum zu, entsprechend kultureller Praktiken wie Lesen und Zählen (z. B. von links nach rechts). Hier haben Pitt et al. (2021) die mentalen Zuordnungen der Tsimane‘, einer indigenen Bevölkerung mit wenigen solchen kulturellen Praktiken, getestet. Tsimane‘-Erwachsene ordneten Zahlen-, Größen- und Zeitreize entsprechend ihrer relativen Größe räumlich an, zeigten aber für keinen Bereich auf irgendeiner räumlichen Achse eine Richtungsvorliebe; unterschiedliche Zuordnungen gingen in unterschiedliche Richtungen, sogar bei ein und demselben Teilnehmer. Diese Ergebnisse stellen die Behauptung in Frage, dass Menschen eine angeborene Links-nach-Rechts-Zuordnung von Zahlen haben und dass diese Zuordnungen aus einem bereichsübergreifenden Größensystem resultieren. Vielmehr könnten die richtungsspezifischen Zuordnungen, die in industrialisierten Kulturen zu finden sind, von richtungsunabhängigen Zuordnungen herrühren, die die Korrelationsstruktur der natürlichen Welt widerspiegeln.

    Zusammengefast: Menschen haben beim Anordnen keine Vorzugsrichtung, sondern es hat viel damit zu tun hat, wie man etwas gelernt hat.

    Literatur

    Pitt, Benjamin, Ferrigno, Stephen, Cantlon, Jessica F., Casasanto, Daniel, Gibson, Edward & Piantadosi, Steven T. (). Spatial concepts of number, size, and time in an indigenous culture. Science Advances, 7, doi:10.1126/sciadv.abg4141.