Bekanntlich erkennen Menschen das eigene Gesicht unter vielen Gesichtern schneller als andere Gesichter. Bisher wurde diese Bevorzugung nicht nur auf der supraliminalen Ebene, sondern auch auf der subliminalen Ebene nachgewiesen. Es war jedoch unklar, ob bei der subliminalen Verarbeitung des eigenen Gesichts die gleichen neuronalen Netzwerke beteiligt sind wie bei der supraliminalen Verarbeitung.
Ota & Nakano (2021) zeigten nun in einem Versuch, bei dem Bilderabfolgen so schnell gezeigt wurden, dass die einzelnen Bilder gar nicht bewusst wahrgenommen werden konnte, dass dabei das ventral-tegmentale Areal, ein Zentrum des Dopamin-Belohnungsweges, eine stärkere Aktivierung auf unterschwellige Präsentationen des eigenen Gesichtes zeigte als auf solche der Gesichter von anderen, während unterschwellige Präsentationen der Gesichter von anderen Menschen eine Aktivierung in der Amygdala hervorriefen, die im Allgemeinen auf unbekannte Informationen reagiert.
Dieser Unterschied in der Gehirnreaktion wurde konsistent auch dann beobachtet, wenn die Gesichtskonfiguration modifiziert wurde, ohne dabei die Form der Gesichtsteile zu verändern. Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Dopamin-Belohnungsweg an der automatischen Unterscheidung bei der Gesichtsverarbeitung beteiligt ist, und die unterschwellige Selbst-Andere-Gesichtsunterscheidung nicht von der Information der genauen Gesichtskonfiguration abhängt.
Siehe dazu das Gesichtserkennungsphänomen.
Literatur
Ota, Chisa & Nakano, Tamami (2021). Self-Face Activates the Dopamine Reward Pathway without Awareness. Cerebral Cortex, doi:10.1093/cercor/bhab096.