Die Neurowissenschaftlerin Julia F. Christensen beschreibt in einem Artikel für Spektrum.de, wie sich Tanzen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen auswirkt. In ihrem Buch »Tanzen ist die beste Medizin« beschreibt sie, dass Tänzer Bewegungen anders wahrnehmen als Nichttänzer, obwohl es im Gehirn keinen Bereich gibt, der für das Tanzen zuständig ist. Die motorischen Systeme spielen beim Tanzen eine wichtige Rolle, da sie bei fast allem, was der Mensch tut, aktiv sind. Neben diesen sensorischen Systemen werden beim Tanzen auch Areale angesprochen, die an der Verarbeitung von Emotionen, sozialen Reizen und ästhetischen Empfindungen beteiligt sind. Nicht zuletzt erweitert das Erlernen eines Tanzstils das Vokabular an Gesten, mit denen man sich ausdrücken und mit anderen kommunizieren kann. Es gibt Hinweise darauf, dass Tanzen im Gehirn wie eine Art Sprache verarbeitet wird, denn vergleichende Studien haben gezeigt, dass die Hirnregionen, die akustische Reize verarbeiten, über lange Nervenfasern mit den großen Muskeln unseres Körpers verbunden sind. Beim Tanzen kommen drei Aspekte zusammen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken: Bewegung, Musik und die soziale Komponente. Um langfristig gesund zu bleiben, muss sich der Mensch etwa 180 Minuten pro Woche aerob, also mit mittlerer Intensität, bewegen. Musik kann den Parasympathikus aktivieren, den Teil des vegetativen Nervensystems, der Erholung und Ruhe fördert, wodurch Reparatur- und Heilungsprozesse im Körper in Gang gesetzt und das Immunsystem reguliert werden. Darüber hinaus aktiviert Musik, die man mag, das Gedächtnis und das Lustsystem im Gehirn, so dass die intrinsische Motivation zum Weitermachen, z.B. beim Sport, steigt. Die soziale Komponente kann sich auf zweierlei Weise positiv auswirken: zum einen über die Berührungen beim Tanzen mit einem Partner, denn es gibt spezielle Rezeptoren auf der Haut, die Berührungen wahrnehmen und die mit Hirnarealen verbunden sind, die auch die Immunantwort steuern, zum anderen über einen Aspekt beim Tanzen in der Gruppe, dass synchrone Bewegungen dazu führen können, dass sich im Gehirn die Wahrnehmung der Bewegungen anderer und der eigenen leicht überlappen, was dazu führen kann, dass man sich nachher sympathischer findet, hilfsbereiter miteinander umgeht und sogar Probleme gemeinsam besser lösen kann. Viele Menschen kennen daher die stimmungsaufhellende Wirkung des Tanzens, die mit dieser Kombination aus Bewegung, Musik und sozialen Kontakten zusammenhängt. Tanzen lindert daüber hinaus nachweislich die Symptome von Parkinson und Depression, es schult den Gleichgewichtssinn, die Koordination, hilft gegen Demenz besser als jedes Gehirnjogging, kurz, es macht Menschen zu einfühlsameren, geduldigeren, glücklicheren und anziehenderen Menschen.