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Partnerschaft und Dopamin

    Bei monogamen Spezies unterscheiden sich prosoziale Verhaltensweisen, die auf den Partner gerichtet sind, drastisch von solchen, die auf unbekannte Individuen oder potentielle Bedrohungen gerichtet sind. Die Dopaminausschüttung im Nucleus accumbens spielt dabei eine wichtige Rolle für soziale Belohnung und Motivation, wobei dieser Mechanismus auch das Liebesverlangen steuert, denn wie Untersuchungen zeigen, sind Verliebte aufgrund der Hormonflut geradezu süchtig nach ihrem Partner. Pierce et al. (2023) haben nun am Mausmodell (Präriewühlmäuse) untersucht, welche Rolle Dopamin bei monogamen Paarbeziehungen spielt, denn diese Nagetiere gehören neben dem Menschen zu den etwa drei bis fünf Prozent der Säugetierarten, die eine solche Beziehungsform pflegen, weil sie sich in der Regel langfristig binden, zusammen leben, gemeinsam Nachwuchs aufziehen und um den Partner trauern, wenn dieser stirbt.
    Die Forscher untersuchten nun die biochemischen Vorgänge im Gehirn der Nager genauer, insbesondere interessierten sie sich für den Nucleus accumbens, der Teil des neuronalen Belohnungssystems ist, und maßen, wie viel des Botenstoffs Dopamin dort ausgeschüttet wurde, wenn die Tiere versuchten, zu ihrem Partner in einem anderen Raum zu gelangen. Dazu mussten die Tiere entweder einen Hebel betätigen, um eine Tür zu öffnen, oder über einen Zaun klettern. Während die Mäuse den Hebel drückten oder über den Zaun kletterten, wurde ihr Belohnungszentrum im Gehirn mit Dopamin überschwemmt. Die Hormonwelle hielt auch an, als sich die wiedervereinten Partner anschließend beschnupperten und kuschelten. Wartete im Nebenraum nicht der Partner, sondern eine andere Wühlmaus oder Futter, schüttete das Gehirn der Versuchstiere deutlich weniger Dopamin aus. Dies deutet darauf hin, dass Dopamin nicht nur wichtig ist, um einen Partner zu finden, sondern dass tatsächlich mehr Dopamin durch das Belohnungszentrum fließt, wenn man mit seinem Partner zusammen ist und nicht mit einem Fremden.

    Literatur

    Pierce, Anne F., Protter, David S.W., Watanabe, Yurika L., Chapel, Gabriel D., Cameron, Ryan T. & Donaldson, Zoe R. (2023). Nucleus accumbens dopamine release reflects the selective nature of pair bonds. Current Biology, doi:10.1016/j.cub.2023.12.041.
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38218185/ (24-01-12)