Menschen speichern in ihrem Leben Tausende von Melodien im Gehirn, wobei solche Erinnerungen dann erstaunlich präzise und binnen Millisekunden abrufbar sind, und sie gehören auch zu den letzten, die Alzheimer-Patienten noch besitzen. Dabei sind verschiedene Gehirnregionen für die Verarbeitung von Rhythmus und Melodie verantwortlich, wobei der Rhythmus von eine anderen Areal verarbeitet wird als etwa die Melodie oder die Klangfarbe. Aufgrund dieser verteilten Struktur ist das Gehirn gegen den Ausfall einzelner Netzknoten immun, sodass das menschliche Musikgedächtnis äußerst robust bleibt, selbst wenn die übrige Gedächtnisleistung nachlässt. Hinzu kommt die Verknüpfung von Höreindruck und Gefühl, denn kaum eine musikalische Erinnerung ist emotional neutral, d. h., das Gefühlszentrum im Gehirn wird immer mit angesprochen. Je intensiver die Gefühle waren, die man beim ersten Hören einer Melodie empfunden hat, desto intensiver werden auch die Erinnerungen daran, wobei bei den meisten Menschen diese Verbindung von der Pubertät bis ins junge Erwachsenenalter am intensivsten ist. Von daher kommt es vermutlich, dass der Musikgeschmack in diesem Alter geprägt wird, was dazu führt, dass sich viele Menschen in ihren musikalischen Erinnerungen einnisten und vorwiegend Musik eines bestimmten Genres hören wollen.