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Macht Testosteron erfolgreicher?

    Rund um Testosteron gibt es sehr viele Mythen, wobei unbestritten ist, dass dieses Hormon eine Reihe biologischer Mechanismen reguliert, etwa die Bildung geschlechtsspezifischer Merkmale und den Aufbau von Muskeln, sodass Testosteron im Sport bekanntlich als Dopingmittel verwendet wird. Allerdings sind seine psychischen und in weiterer Folge gesellschaftlichen Auswirkungen weit weniger eindeutig. Bei Männern mit höherem sozioökonomischen Status wurde in früheren Untersuchungen ein höherer Testosteronspiegel beobachtet, wobei es aber unklar blieb, ob diese Zusammenhänge tatsächlich dadurch zustande kommen, dass Testosteron einen kausalen Einfluss auf den Status hat. Harrison et al. (2021) führten an einem großen Datensatz eine geschlechtsstratifizierte genomweite Assoziationsanalyse durch, um genetische Varianten zu identifizieren, die mit Testosteron in Verbindung stehen. Anhand der identifizierten Varianten führte man eine Mendelsche Randomisierungsanalyse des Einflusses von Testosteron auf die sozioökonomische Position, das Einkommen, den Beschäftigungsstatus, den Bildungsabschluss, auf die Gesundheit,einschließlich der selbst eingeschätzter Gesundheit, den Body-Mass-Index und auf das Risikoverhalten durch. Man fand dabei in den Daten wenig Hinweise darauf, dass Testosteron die sozioökonomische Stellung, die Gesundheit oder die Risikobereitschaft beeinflusst, vielmehr deuten die Ergebnisse eher darauf hin, dass es unwahrscheinlich ist, dass Testosteron einen bedeutenden Einfluss auf diese Ergebnisse bei Männern oder Frauen hat. Vielmehr kann man auch mit gutem Grund vermuten, dass Erfolg mit der Zeit den Testosteronspiegel steigen lässt.

    Literatur

    Harrison, Sean, Davies, Neil M., Howe, Laura D. & Hughes, Amanda (2021). Testosterone and socioeconomic position: Mendelian randomization in 306,248 men and women in UK Biobank. Science Advances, 7, doi:10.1126/sciadv.abf8257.