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Der kognitive Abbau bei älteren Menschen

    Die Zahl der Fälle von kognitivem Abbau bei älteren Menschen, bei denen ein Arzt eine Person aufgrund von Gedächtnisproblemen untersucht und eine Beeinträchtigung der Gehirnfunktion festgestellt hat, hat sich in der britischen Bevölkerung in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Man wollte herausfinden, ob die Zahl der älteren Menschen, die ihrem Arzt ihre ersten Bedenken über Gedächtnisverlust oder kognitive Beeinträchtigungen mitteilen, zugenommen hat und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie nach der Konsultation an Demenz erkranken. Dafür haben Hallam et al. (2022) Daten von mehr als 1,3 Mio. Erwachsenen im Alter zwischen 65 und 99 Jahren, die zwischen 2009 und Ende 2018 erhoben wurden, analysiert. Dabei fand man 55.941 Erwachsene, die mit ihrem Hausarzt über Gedächtnisprobleme gesprochen hatten, und 14.869 Menschen, bei denen ein kognitiver Rückgang festgestellt worden war. Für je 1.000 Menschen, die 2009 ein Jahr lang beobachtet wurden, wurde ein neuer Fall von kognitivem Abbau registriert. Im Jahr 2018 wurden pro 1.000 Menschen, die ein Jahr lang beobachtet wurden, drei neue Fälle von kognitiver Verschlechterung registriert.

    Diese Studie wirft ein neues Licht darauf, wie verbreitet Gedächtnisprobleme und kognitiver Verfall unter der älteren Generation sind und wie wahrscheinlich es ist, dass diese Symptome zu einer Demenzdiagnose führen. Die Studie zeigt, dass die Raten der Gedächtnisprobleme stabil geblieben sind, während sich die Inzidenz des kognitiven Verfalls, der über die Gedächtnisprobleme hinausgeht, zwischen 2009 und 2018 mehr als verdoppelt hat. Man hat festgestellt, dass bei den über 80-Jährigen Frauen und Menschen, die in sozial benachteiligten Gebieten leben, häufiger Gedächtnisprobleme oder kognitiver Verfall auftraten und dass ihre Symptome eher zu einer Demenzdiagnose führten. Die Studie zeigte auch, dass innerhalb von drei Jahren nach dem Zeitpunkt, an dem der Arzt eine Gedächtnisstörung feststellte, 46 % der Personen an Demenz erkrankten. Bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen würden 52 % später eine Demenz entwickeln. Bei Menschen, bei denen in ihrer Gesundheitsakte Gedächtnisprobleme vermerkt sind, liegt das Risiko, innerhalb der nächsten drei Jahre an Demenz zu erkranken, bei knapp 50 %.

    Gedächtnisprobleme und kognitiver Abbau sind nicht nur charakteristische Symptome einer Demenz, sondern sie sagen auch ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Demenz voraus. Es ist wichtig, dass Hausärzte Menschen mit Gedächtnisproblemen so früh wie möglich erkennen, um Empfehlungen zur Verbesserung des Gedächtnisses zu geben und eine rechtzeitige Diagnose von Demenz zu ermöglichen.

    Auch wenn Hausärzte Gedächtnisprobleme und Gedächtnisverluste möglicherweise unterschiedlich erfassen, weisen die Ergebnisse doch darauf hin, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um die Diskrepanz zwischen der Häufigkeit von Gedächtnissymptomen und kognitiven Beeinträchtigungen in der Allgemeinbevölkerung und den in der Primärversorgung erfassten Symptomen besser zu verstehen.


    Formen von Demenz
    Primäre Demenzen werden durch veränderte beziehungsweise zerstörte Nervenzellen im Gehirn hervorgerufen. Alzheimer, Vaskuläre Demenz, Frontotemporale Demenz, Parkinson-Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ,Korsakow-Syndrom, Chronische Traumatische Enzephalopathie.
    Sekundäre Demenzformen entstehen als Folge von Grunderkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Vitamin-D-Mangel oder Depressionen, wobei eine Depression das Risiko für eine Demenz etwa um das Sechsfache erhöhen kann.

    Literatur

    Hallam, B., Petersen, I., Cooper, C., Avgerinou, C.. & Walters, K. (2022). Time Trends in Incidence of Reported Memory Concerns and Cognitive Decline: A Cohort Study in UK Primary Care. Clinical Epidemiology, 14, 395-408.