Wilhelm Wundt gründete im Jahre 1879 nach seiner Berufung zum Professor für Philosophie an die Universität Leipzig, das weltweit erste Psychologische Institut an einer Universität. In Lehrbüchern des Fachs gilt diese Institutsgründung als Geburt der modernen wissenschaftlichen Psychologie. Wundt war auch ein überragender Philosoph, der schon zu Lebzeiten mit Aristoteles und Gottfried Wilhelm Leibniz verglichen wurde. Der studierte Mediziner habilitierte 1857 in Heidelberg, nach verschiedenen Stationen im In- und Ausland folgte er 1875 schließlich dem Ruf auf eine Professur für Philosophie an die Universität Leipzig, wo Wundt bis 1917 tätig war. Leipzig zählte im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Handelszentren, war gleichzeitig Stadt der Kultur und des Buch- und Verlagswesens, des Bürgertums und der Wissenschaft, sodass das von ihm neu gegründete Psychologische Institut umgehend zahlreiche Mitarbeiter und Schüler anzog, die ihrerseits zu internationalen Gründungsfiguren psychologischer Denkschulen und Teildisziplinen wurden. Wundt trug maßgeblich zur akademischen Etablierung einer Disziplin bei, die heute nicht nur durch die Forschung in ihren vielfältigen Grundlagenbereichen, sondern vor allem auch durch berufspraktische Tätigkeiten in diversen Anwendungsfeldern prägend ist.
An der Universität Leipzig gibt es einen Wilhelm-Wundt-Raum, in dem man die Originalgeräte sehen kann, die in Wundts Labor im 19. Jahrhundert verwendet wurden. Zu den Apparaten gehören Tachistoskope zur millisekundengenauen Präsentation visueller Reize, Chronoskope zur exakten Messung manueller oder verbaler Reaktionen, ein Myograph zur Erfassung physiologischer Veränderungen über die Zeit und vieles mehr. Dort finden sich auch Reproduktionen der Einschreibelisten aus Wundts Lehrveranstaltungen, die von Studenten unterzeichnet sind, die später die moderne Psychologie mitbegründet haben. Dazu gehören u.a. Charles Spearman (1863 – 945), James McKeen Cattell (1860 – 1944), G. Stanley Hall (1844 – 1924), Albert Eduard Michotte (1881 – 1965), Hugo Münsterberg (1863 – 1916) und Edward B. Titchener (1867 – 1927).
Adresse:
Institut für Psychologie
Städt. Kaufhaus
Neumarkt 9
04109 Leipzig
Literatur
Stangl, W. (2011). Wilhelm Maximilian Wundt. [werner stangl]s arbeitsblätter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/WISSENSCHAFTPSYCHOLOGIE/PSYCHOLOGEN/Wundt.shtml (11-10-20)
https://www.lw.uni-leipzig.de/institut-fuer-psychologie-wilhelm-wundt/institutsgeschichte/wilhelm-wundt-raum/ (21-10-20)