Beim Essen ist spielt aus neurobiologischer Sicht das menschliche Belohnungssystem mit Dopamin im Gehirn eine Rolle, das dafür sorgt, dass man sich bei der Nahrungsaufnahme gut fühlt. Bei Menschen aber, die an Anorexie leiden, wird Essen nicht als wohltuend empfunden, sondern eher als Qual. Im Verlauf einer Mahlzeit wird die Dopaminausschüttung normalerweise weniger, denn das positive Feedback bleibt immer mehr aus, was schließlich dazu führt, dass man sich immer satter fühlt. Bei von Anorexie Betroffenen ist dieses Belohnungssystem verändert, vermutlich reduziert und sogar von diesem Prozess entkoppelt. Wenn man Betroffene dann zuckerhaltige Nahrungsmittel anbietet, werden bei ihnen die Belohnungsareale deutlich weniger aktiviert als bei gesunden Menschen. Man vermutet, dass bei diesen die innere Schwelle für die Dopaminmenge verschoben sein könnte, sodass eine Art dauerhafter Sättigungszustand auftritt. AnorektikerInnen sind im Übrigen auch besonders sensibel für bestrafende Gefühle, also die natürlichen Antagonisten des Belohnungsgefühls, das Menschen eigentlich davon abhalten sollten, schlechte Entscheidungen zu wiederholen. Für einen Menschen mit übersteigerter Angst vor Gewichtszunahme scheint Essen daher immer auch eine sehr schlechte Entscheidung zu sein. Diese Fehlregulationen führen schließlich dazu, dass Betroffene eher die innere Bestrafung vermeiden als die kaum empfundene Belohnung, die Nahrungsaufnahme zu genießen, auch wenn der Körper bereits stark untergewichtig ist.
Siehe dazu Magersucht – Anorexia Nervosa.