Studien haben gezeigt, dass die Fruchtbarkeitsgeschichte – also die Anzahl der Kinder einer Familie – mit der kognitiven Leistungsfähigkeit im höheren Lebensalter zusammenhängt, doch es blieb unklar, ob die Beziehung kausal ist. Bonsang & Skirbekk (2022) verwendeten einen Instrumentalvariablenansatz und Daten aus dem Survey of Health, Ageing, and Retirement in Europe, um zu untersuchen, ob drei oder mehr Kinder im Vergleich zu zwei Kindern die kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben beeinflussen. Eltern ziehen es oft vor, mindestens einen Sohn und eine Tochter zu haben, sodass man daher die Geschlechtszusammensetzung der ersten beiden Kinder als Quelle exogener Variationen in der Wahrscheinlichkeit nutzte, drei oder mehr Kinder zu haben. Die Ergebnisse zeigen, dass drei oder mehr Kinder im Vergleich zu zwei Kindern einen negativen Effekt auf die Kognition im späteren Leben haben, wobei dieser Effekt in Nordeuropa am stärksten ist, da möglicherweise eine höhere Fertilität die finanziellen Ressourcen verringert, aber nicht die sozialen Ressourcen in dieser Region verbessert. Das Ergebnis galt dabei sowohl für Mütter als auch für Väter. Mehr Kinder zu haben stand auch im Zusammenhang mit einer geringeren Erwerbsbeteiligung von Frauen, weniger Arbeitsstunden und einem niedrigeren Verdienst, was bedeuten könnte, dass sich der Verbleib im Erwerbsleben im Vergleich zum Ruhestand positiv auf die kognitiven Funktionen von Männern und Frauen auswirkt.
Literatur
Bonsang, Eric & Skirbekk, Vegard (2022). Does Childbearing Affect Cognitive Health in Later Life? Evidence From an Instrumental Variable Approach. Demography, 59, 975-994.