Wenn Menschen Momente in ihrem Leben fotografieren, können sie eine Ich-Perspektive verwenden, d. h., sie nehmen die Szene so auf, wie sie sie gesehen haben, oder eine Dritte-Person-Perspektive, d. h., sie nehmen die Szene mit sich selbst darin auf – machen also ein Selfie mit Umgebung. Frühere Untersuchungen legen nahe, dass Bilder aus der dritten Person im Gegensatz zur ersten Person die Bedeutung von Ereignissen im Gegensatz zur physischen Erfahrung besser wiedergeben. Niese, Libby & Eibach (2023) fanden nun in sechs Studien heraus, dass das Ziel, die Bedeutung im Vergleich zur physischen Erfahrung festzuhalten, die Menschen eher dazu veranlasst, Fotos in der dritten Person im Vergleich zur ersten Person zu verwenden, dass die Menschen also eher an die Bedeutung im Vergleich zur physischen Erfahrung erinnert werden, wenn sie ihre eigenen tatsächlichen Fotos in der dritten Person im Vergleich zur ersten Person betrachten, und dass die Menschen die Fotos bevorzugen, wenn die Perspektive mit dem Ziel der Aufnahme übereinstimmt im Vergleich zu nicht übereinstimmend. Kurz gesagt: Wenn Menschen mit einem Foto die Bedeutung einer Situation erfassen wollen, wenn der Moment in ihnen Emotionen ausgelöst hatte, wählen sie eher die Selfie-Perspektive. Geht es Menschen aber eher um das Festhalten der physischen Erfahrung, wählen sie eine Perspektive ohne sich selber im Bild festzuhalten. Diese Ergebnisse legen also nahe, dass die Verwendung und die Auswirkungen der Perspektive in der persönlichen Fotografie dieser Darstellungsfunktion folgen.
Literatur
Niese, Zachary Adolph, Libby, Lisa K. & Eibach, Richard P. (2023). Picturing Your Life: The Role of Imagery Perspective in Personal Photos. Social Psychological and Personality Science, doi:10.1177/19485506231163012.