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Welche Fähigkeiten kennzeichnen Super-Recognizer?

    Die Wahrnehmungsprozesse, die den individuellen Unterschieden in der Gesichtserkennungsfähigkeit zugrunde liegen, sind bisher nur zum Teil erforscht worden. Dunn & de Lima Varela (2022) verglichen daher die visuelle Abtastung von Super-Recognizern, also Menschen mit überdurchschnittlichen Gesichtserkennungsfähigkeiten, mit normalen Betrachtern, indem sie die Blickposition beim Lernen und Erkennen unbekannter Gesichter erfassten. In beiden Phasen betrachteten die Teilnehmer Gesichter durch unterschiedlich große Spotlight-Öffnungen, wobei die Gesichtsinformationen in Echtzeit um ihren Fixationspunkt herum eingeschränkt wurden. Man fand bei allen Blendengrößen eine höhere Genauigkeit bei den Super-Recognizern, was beweist, dass ihre Überlegenheit nicht von der globalen Erfassung von Gesichtsinformationen abhängt, sondern auch dann deutlich wird, wenn sie gezwungen sind, eine stückweise Erfassung vorzunehmen. Außerdem fixierten Super-Recognizer mehr Gesichter, konzentrierten sich weniger auf die Augenregion und verteilten ihren Blick mehr als normale Betrachter. Diese Unterschiede waren beim Erlernen von Gesichtern am deutlichsten und stimmten mit den Trends überein, die man über deren breiteres Fähigkeitsspektrum hinweg beobachtete, was darauf hindeutet, dass sie Faktoren widerspiegeln, die in der normalen Population in diesem Bereich sehr unterschiedlich sind. Bisher nahm man ja an, dass Super-Recognizer Gesichter ganzheitlich, also mehr oder weniger auf einen Blick erfassen, was durch diese Studie widerlegt sein dürfte. Auch sind diese Spezialisten offenbar besonders aufmerksame Betrachter und durch ihre speziellen Wahrnehmungs- und Merkfähigkeiten auch Superlernende.

    Literatur

    Dunn, J. D. & de Lima Varela, V. P. (2022, March 14). Face information sampling in super-recognizers. https://doi.org/10.17605/OSF.IO/2B9VR.