Nach Ansicht von Mira Fauth-Bühler von der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Stuttgart ist das menschliche Gehirn nicht auf Sparen ausgerichtet, sondern zur Erreichung langfristiger Ziele musste unser Gehirn erst ein Kontrollsystem entwickeln, um der kurzfristigen Belohnung zu widerstehen.
Evolutionsbiologisch betrachtet geht es zunächst darum, dass man im Hier und Jetzt überlebt, d. h., man isst, wenn man Hunger hat, man trinken, wenn man Durst hat. Diese Bedürfnisse befriedigt man, um zu überleben, und wenn das geschieht, werden vom Gehirn Dopamin und weitere Botenstoffe ausgeschüttet, die eine sofortige Belohnung und das Verlangen nach mehr signalisieren. Deshalb ist unser Gehirn aus evolutionärer Sicht nicht auf Verhaltensweisen wie Sparen und Investieren ausgerichtet, weil dann die kurzfristige Belohnung zugunsten eines langfristigen Ziels entfällt.
Um langfristige Sparziele zu erreichen, muss man jene Impulse, die eine sofortige Belohnung versprechen, unterdrücken. Diese Fähigkeit wird vom entwicklungsgeschichtlich jungen präfrontalen Cortex gesteuert, wobei dieses Kontrollzentrum auch der Teil des Gehirns ist, der am längsten für die vollständige Entwicklung und Reifung braucht und erst mit Mitte zwanzig voll vernetzt beziehungsweise funktionstüchtig ist.
Vereinfacht gesagt geht es bei einer Entscheidung für oder gegen das Sparen also um einen Kampf zwischen Belohnungssystem und Kontrollzentrum. Studien haben gezeigt, dass Frauen einen größeren präfrontalen Cortex besitzen als Männer, sodass es diesen möglich ist, riskante und impulsive Käufe besser zu unterdrücken, was ebenfalls evolutionsbiologisch erklärbar sein könnte, da Frauen früher beispielweise Vorräte für die Versorgung der Kinder anlegen mussten, während die Männer draußen in der Wildnis jagten.
Literatur
https://idw-online.de/de/news801111 (22-09-13)