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Sprache und Denken als Selektionsziel der Evolution

    Man fand heraus, dass fortgeschrittene Sprachkenntnisse und strategisches Denken in der Evolution zwischen dem modernen Menschen und archaischen Homininae wie den Neandertalern oder Denisovanern eine große Rolle gespielt haben dürfte. Diese kognitiven Merkmale waren offenbar das Hauptziel der natürlichen Selektion beim modernen Menschen, was zu dessen außergewöhnlichen Fähigkeiten führte. Die Erforschung heutiger und historischer Genome und die Übertragung dieser Daten auf das moderne menschliches Gehirn ermöglicht ganz neue Einblicke in die Geschichte des Menschen. Ganglberger et al. (2021) haben einen computergestützten neuroanatomischen Ansatz – multidimensionales Hochleistungs-Clustering – entwickelt und 9000 Gene analysiert, um funktionelle Gehirnkarten zu erstellen, die Aufschluss über die Entwicklung evolutionär relevanter Merkmale geben. Solche Netze umfassen dabei Tausende von Knoten, die aufgrund ihrer Komplexität und Unübersichtlichkeit mit herkömmlichen Methoden nicht im Zeitverlauf verglichen werden können. Damit hat man nun eine einfach zu bedienende Methode, die mehrere kognitive Netzwerke auf einen gemeinsamen Einbettungsraum abbildet, wobei die Visualisierung der Verteilung der interessierenden Knoten-Cluster – also Gehirnregionen – und deren Verfolgung über die Zeit hin ermöglicht. Dabei zeigte sich nun, dass etwa jene Gene, die an der Sprache beteiligt sind, vor 7,4 bis 1,7 Mio. Jahren bei unseren frühen Homininae schon zahlreiche Veränderungen erfuhren. Offenbar ist strategisches Denken und Sprache eine Hauptziel der natürlichen Selektion gewesen.

    Literatur

    Ganglberger, F., Kaczanowska, J., Haubensak, W. & Bühler, K .(2021). Visualising the Transition of Large Networks via Dimensionality Reduction to Illustrate the Evolution of the Human Brain Eurographics. Cell Reports, 21-24.
    Die Presse vom 3. September 2022.