Die Rolle des Frontallappens bei Kognition und Verhalten war lange Zeit rätselhaft. In den letzten zehn Jahren haben Computermodelle einen leistungsstarken Ansatz zum Verständnis von Kognition und Entscheidungsfindung geliefert. Gläscher, Adolphs & Tranel (2019) verwendeten einen modellbasierten Ansatz, um die Daten einer klassischen Aufgabe zu analysieren, die zur Beurteilung der Frontallappenfunktion verwendet wird, dem Wisconsin Card Sorting Test. Sie wendeten computergestützte Modellierung und voxelbasiertes Läsions-Symptom-Mapping bei über dreihundert Patienten mit fokalen Läsionen an, um kognitive Prozesse und neuronale Korrelate in den Testergebnissen aufzudecken. Die Ergebnisse zeigten, dass Läsionen im rechten präfrontalen Cortex mit erhöhten perseverativen Fehlern und einer Reduktion des Modellparameters der Empfindlichkeit gegenüber Bestrafung verbunden sind. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Fähigkeit, flexibel zwischen Aufgabensätzen zu wechseln, die Erkennung von Kontingenzänderungen erfordert, die durch eine Empfindlichkeit gegenüber Bestrafung ermöglicht wird, die perseverative Fehler reduziert. Die Forscher demonstrierten damit die Leistungsfähigkeit von modellbasierten Ansätzen, um Muster von Defiziten bei klassischen neuropsychologischen Aufgaben zu verstehen.
Literatur
Gläscher, J., Adolphs, R. & Tranel, D. (2019). Model-based lesion mapping of cognitive control using the Wisconsin Card Sorting Test. Nature Communications, 10, doi: 10.1038/s41467-018-07912-5.