Schlechte Eindrücke und Stereotypen bilden sich in der Regel schneller und lassen sich nicht so leicht widerlegen wie gute. Die größere Macht der Bedeutung von schlechten Ereignissen im Vergleich zu guten findet sich dabei in alltäglichen Situationen, bei wichtigen Lebensereignissen wie Traumata, im Erleben von engen Beziehungen, in sozialen Netzwerken, in zwischenmenschlichen Interaktionen und in vielen Lernprozessen. Schlechte Gefühle, schlechte Eltern und schlechtes Feedback haben dabei mehr Einfluss als gute, und schlechte Informationen werden von den Menschen gründlicher verarbeitet als gutes.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Menschen besonders häufig nach negativen Informationen über andere suchen, diese dabei auch intensiver wahrnehmen, wobei aktuell Medien und soziale Netzwerke diesen Effekt nur noch verstärken. Menschen halten also eher nach etwas Ausschau, wozu sie bereits eine negative Meinung haben, wobei dieses Phänomen auch erklären könnte, warum Menschen immer glauben, dass etwa die aktuelle Moral im Vergleich zu früheren Zeiten als relativ schlecht erscheint. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Menschen sich im Hinblick auf ihre Vergangenheit eher an die positiven Ereignisse erinnern und die negativen vergessen, d. h., dass man sich eher verzerrt erinnert. Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass das Schlechte stärker ist als das Gute, und zwar als allgemeiner Grundsatz für ein breites Spektrum psychologischer Phänomene.
Literatur
Baumeister, Roy F., Bratslavsky, Ellen, Finkenauer, Catrin & Vohs, Kathleen D. (2001). Bad is Stronger than Good. Review of General Psychology, 5, 323-370.