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Wie Erwachsene lernen sollten

    Der Lernprozess von Erwachsenen unterscheidet sich in einigen Aspekten von dem von Kindern. Erwachsene haben oft eine klare Motivation für ihr Lernen. Sie wollen vielleicht neue berufliche Fähigkeiten erwerben, ihre Karriere vorantreiben oder persönliche Interessen verfolgen. Im Gegensatz dazu lernen Kinder oft aus Neugierde und um ihre allgemeine Entwicklung voranzutreiben. Erwachsene können ihr Lernen selbständig planen und organisieren. Sie können sich ihre eigenen Lernziele setzen und den Lernprozess nach ihren Bedürfnissen gestalten. Kinder hingegen brauchen oft die Anleitung und Unterstützung von Erwachsenen, um ihre Lernaktivitäten zu strukturieren. Erwachsene bringen mehr Lebenserfahrung und Wissen mit, das sie beim Lernen nutzen können. Sie können auf frühere Erfahrungen zurückgreifen und diese in ihren Lernprozess einbeziehen. Kinder hingegen verfügen oft über weniger Erfahrung und Wissen, so dass sich ihr Lernen eher auf den Erwerb grundlegender Kenntnisse und Fähigkeiten konzentriert. Erwachsene haben oft einen vollen Terminkalender und viele Verpflichtungen, die ihre Lernzeit einschränken können. Daher ist es wichtig, dass erwachsene Lernende ein effektives Zeitmanagement entwickeln, um das Lernen in ihren Zeitplan zu integrieren. Kinder hingegen haben in der Regel mehr Zeit und Flexibilität zum Lernen. Erwachsene bevorzugen oft Lerninhalte, die direkt auf ihr Leben oder ihre Arbeitssituation anwendbar sind. Sie wollen wissen, wie sie das Gelernte in die Praxis umsetzen können. Kinder hingegen lernen oft grundlegende Konzepte und Fähigkeiten, die ihre allgemeine Entwicklung fördern. Diese Unterschiede bedeuten jedoch nicht, dass Erwachsene nicht von denselben Lernmethoden profitieren können wie Kinder. Menschen jeden Alters können von einer Vielzahl von Lernansätzen und -techniken profitieren. Die Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse, Motivationen und Vorlieben erwachsener Lernender kann jedoch dazu beitragen, ein effektiveres und zielgerichteteres Lernen zu ermöglichen.

    Im Vergleich zu Kindern fällt es Erwachsenen schwerer, neue Informationen schnell zu verarbeiten, doch die Lerntechniken aus der Schulzeit sind wenig hilfreich. Viele greifen automatisch auf die Lerntechniken zurück, die sie noch aus ihrer Schulzeit kennen. Dabei gibt es effektivere Wege, um als Erwachsener erfolgreich zu lernen und das Gelernte langfristig zu behalten. Lernen ist daher für Erwachsene oft eine große Herausforderung, zumal viele Menschen überholte Vorstellungen darüber mitbringen, wie Lernen funktioniert. Oft wird die Frage nicht gestellt: Was ist mein eigentliches Lernziel? Je nachdem, ob Fakten reproduziert, psychomotorische Fähigkeiten erlernt oder möglicherweise die eigene Einstellung verändert werden soll, kommen unterschiedliche Lernmethoden in Frage. Es ist daher ratsam, im Vorfeld zu klären, warum man etwas lernen möchte und welche Ziele damit verbunden sind. Diese Ziele können beruflicher Natur sein, wie z.B. der Wunsch nach einer Beförderung, oder persönliche Interessen und Leidenschaften widerspiegeln. Die eigene Motivation zu kennen und zu fördern, ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu effektivem Lernen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wahl der richtigen Lerntechniken, denn viele Erwachsene greifen automatisch auf Methoden zurück, die sie aus ihrer Schulzeit kennen, wie das stundenlange Auswendiglernen von Texten oder das sture Pauken von Fakten.

    Solche Techniken sind jedoch nicht optimal für das Erwachsenengehirn, insbesondere stumpfes Wiederholen ist ineffizient. Außerdem sind viele Menschen überhaupt nicht motiviert, weil sie mit dem Lernen negative Assoziationen verbinden. Erwachsene versuchen oft, Dinge rational abzuspeichern, aber das funktioniert nicht, d.h. sie müssen wieder lernen und sich wie ein Kind fühlen, sie müssen in Bildern denken und die Informationen so in ihrem mentalen Briefkasten ablegen, dass sie sie garantiert wiederfinden.

    Konkret bedeutet das, Informationen und Fakten mit Emotionen zu verknüpfen und sie dann mit Hilfe einer festen Struktur im Gehirn abzuspeichern. Verknüpft man beispielsweise eine Information auf übertriebene, schmerzhafte, lustige, erotische oder krasse Weise mit einem klar definierten Ort, wird sie immer wieder gefunden. Diese Lerntechnik wird manchmal auch als Gedächtnispalast- oder Loci-Methode bezeichnet. Anstatt Informationen passiv aufzunehmen, sollten Erwachsene aktiv am Lernprozess teilnehmen, d. h. planvoll und mit System lernen. Dies kann durch aktives Lesen, Diskussionen oder das Anfertigen eigener Zusammenfassungen und Notizen geschehen. Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff wird das Gehirn stärker aktiviert und das Gelernte wird besser im Gedächtnis verankert.

    Dazu gehört auch die richtige Lernumgebung: Die meisten Erwachsenen bevorzugen zum Lernen einen ruhigen und ungestörten Ort, an dem man sich konzentrieren kann, während andere eine leichte akustische Stimulation im Hintergrund mögen und lieber in einem Café lernen. Wieder andere an einem nüchternen Ort wie einer Bibliothek oder in ihrem eigenen Bett. Ablenkungen wie das Handy, soziale Medien oder andere ablenkende Einflüsse sollten jedoch minimiert oder ausgeschaltet werden. Ein strukturierter Zeitplan und klare Lernziele können ebenfalls dazu beitragen, das Lernen effektiver zu gestalten.

    Dann muss man sich beim Lernen fragen: Wie kann ich mich kognitiv mit dem Stoff auseinandersetzen. Eine Möglichkeit ist das Lernen in einer Gruppe, denn man übernimmt nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für andere, man bereitet sich vor, man setzt sich intensiver mit dem Stoff auseinander, man diskutiert mit.

    Auch Selbsttests zum Gelernten sind eine interessante Lerntechnik, um vom oberflächlichen Lesen wegzukommen. Während des Lesens erstellen Sie eine Reihe von Fragen, die Sie später selbst beantworten. Ziel sollte es sein, zu dem Gelesenen Stellung nehmen zu können. Was waren die wichtigsten Aussagen? Was ist daran kritisch?

    Egal welche Lernmethode man wählt, das Ziel sollte immer sein, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen, d.h. regelmäßig zu reflektieren, wie gut eine Maßnahme funktioniert hat und ggf. das Setting, die Zeit oder die Methode anzupassen.

    Es gibt aber auch Fehler, die Erwachsene beim Lernen häufig machen und die es zu vermeiden gilt, wie z. B. sich selbst zu sehr unter Druck zu setzen und unrealistische Erwartungen zu haben, denn Lernen ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Es ist wichtig, sich genügend Zeit zu lassen und kleine Fortschritte zu würdigen. In einer entspannten Umgebung, in der das Lernen gefördert wird und Spaß macht, erreicht man sein Lernziel automatisch, während Druck, Bestrafung oder Belohnung dem Erreichen des Ziels nicht förderlich sind, weil die Motivation nicht intrinsisch ist.

    Lange Zeit war die Forschung der Meinung, man müsse nur seinen Lerntyp herausfinden, dann könne man leichter lernen, doch diese Annahme gilt inzwischen als überholt. Lernresistenz wird nicht durch Typen verursacht, sondern vor allem dadurch, dass Menschen ihr bisheriges Handeln gerne rechtfertigen und die Sinnhaftigkeit dahinter verteidigen. Die Einteilung in Lerntypen schafft daher ein Gefühl der Kontrolle, das ebenso kontraproduktiv sein kann wie eine zu starke Fokussierung auf bestimmte Lernmethoden. Jeder Mensch lernt auf unterschiedliche Weise, und es ist wichtig, verschiedene Techniken auszuprobieren, um herauszufinden, welche am besten funktionieren. Eine Mischung aus verschiedenen Ansätzen kann dazu beitragen, das Lernen abwechslungsreich und effektiv zu gestalten, wobei Techniken wie das wiederholte Lesen, Auswendiglernen, Markieren, Unterstreichen oder Zusammenfassen von Stoffen den geringsten Nutzen haben.

    Stattdessen ist es sinnvoll, das Lernen als einen aktiven Prozess des Verstehens und der Anwendung von Wissen zu betrachten. Das bedeutet, Verbindungen herzustellen, kritisch zu denken und das Gelernte in verschiedenen Kontexten anzuwenden. Ein Text wird nicht einfach nur gelesen, sondern das Gelesene wird immer wieder hinterfragt, so dass man sich aktiv mit ihm auseinandergesetzt hat und ihn so besser behalten kann.

    Zusammengefasst nach
    https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article245534712/Lernen-als-Erwachsener-Mit-Schmerz-Witz-und-Erotik-So-geht-es-am-effektivsten.html (23-05-26)