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Wie sich die Art des Gehens und die Stimmung beeinflussen

    Sport- und Bewegungstherapien sind schon lange ein fester Bestandteil in der Behandlung von Depressionen, auch deshalb, weil der Körper stimmungsaufhellendes Serotonin ausschüttet, wenn man trainiert, joggt oder Rad fährt, sodass eine Verankerung des alltäglichen Gehens in die Therapie einen neuen Ansatz darstellt. Frühere Untersuchungen deuteten auf abweichende Gangcharakteristika bei depressiven Menschen hin, etwa reduzierte Gehgeschwindigkeit und vertikale Auf- und Abwärtsbewegungen, größere seitliche Schwankbewegungen, zusammengesackte Körperhaltung. Da jedoch die meisten bisherigen Studien den Gang im Labor untersucht hatten, ist es eine offene Frage, ob diese Assoziation auch in natürlicheren, alltäglichen Situationen besteht. Daher haben Adolphet al. (2021) in einer aktuellen Studie versucht, diese Ergebnisse im Alltag zu replizieren und auch untersucht, ob Gangcharakteristika Veränderungen in der aktuellen Stimmung vorhersagen können.

    In einer Untersuchung hat man den jeweiligen Gang der Probanden über zwei Tage mit tragbaren Messgeräten beobachtet und mithilfe von Fragebögen ihre jeweilige Stimmung erfasst, wobei die Studienteilnehmer ganz normal ihrem gewohnten Tagesablauf nachgehen konnten. Verglichen wurden danach die Ergebnisse von 35 akut depressiven Menschen mit denen von 36 gesunden. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass die Art, wie sie durch ihren Alltag gehen, ihre psychische Verfasstheit widerspiegelt. Im Vergleich zu den gesunden gingen die depressiven Studienteilnehmer langsamer, oft gebeugter und weniger dynamisch in der Auf- und Abbewegung des Körpers. Außerdem stellte man fest, dass der Gang einer sogar eine Stimmungsänderung voraussagen kann, denn wenn ein Proband innerhalb einer Stunde schneller und dynamischer gegangen war, zeigte sich eine Verbesserung der positiven Stimmung in diesem Zeitraum. Dieses Ergebnis galt aber nur für positive Stimmungen, aber nicht für negative. Anhand der Gangart lässt sich demnaxh vorhersagen, wie sich die Laune der Menschen in der nahen Zukunft entwickeln wird. Man hofft, aus diesen Ergebnissen Ansätze für eine wirksame Verbesserun depressive Patienten zu finden.

    Literatur

    Adolph, Dirk, Tschacher, Wolfgang, Niemeyer, Helen & Michalak, Johannes (2021). Gait Patterns and Mood in Everyday Life: A Comparison Between Depressed Patients and Non-depressed Controls. Cognitive Therapy and Research, doi:10.1007/s10608-021-10215-7.