In einer Untersuchung der Daten von fast einer halben Million Erwachsener im Alter zwischen 38 und 73 Jahren, die in der UK Biobank, einer umfassenden britischen Datenbank, gesammelt wurden, wurden die Probanden zu ihrem Schlafverhalten, ihrer geistigen Gesundheit und ihrem Wohlbefinden befragt und nahmen außerdem an einer Reihe von kognitiven Tests teil. Für eine Gruppe von Teilnehmern standen MRT-Bilder des Gehirns sowie genetische Daten zur Verfügung.
Die Analyse ergab, dass sowohl eine zu kurze als auch eine zu lange Schlafdauer mit einer verminderten kognitiven Leistung einhergeht, d. h. die entsprechenden Probanden waren bei den Tests langsamer und hatten eine geringere Aufmerksamkeitsspanne und schlechtere Problemlösungsfähigkeiten. Auch die psychische Gesundheit litt, denn sowohl Menschen mit zu viel als auch mit zu wenig Schlaf zeigten mehr Symptome von Angst und Depression und ein geringeres allgemeines Wohlbefinden.
Es wird vermutet, dass eine Störung des Slow-Wave-Schlafs, der Teil des Tiefschlafs ist, ein möglicher Grund für die Verschlechterung der kognitiven Leistung sein könnte, da eine solche Störung mit einer Anhäufung von Beta-Amyloid-Molekülen verbunden ist. Diese Proteinablagerungen, die in großen Klumpen im Gehirn von Alzheimer-Patienten zu finden sind, stehen im Verdacht, zum Absterben von Nervenzellen beizutragen. Die Analyse der Gehirnscans ergab auch einen Zusammenhang zwischen Unterschieden in der Schlafdauer und Unterschieden in der Struktur von Gehirnregionen, die an der kognitiven Verarbeitung und dem Gedächtnis beteiligt sind, wie z. B. dem Hippocampus, der als Gedächtniszentrum des Gehirns gilt.
Auf der Grundlage dieser Daten scheinen sieben Stunden Schlaf ohne größere Schwankungen für die kognitive Leistungsfähigkeit, das allgemeine Wohlbefinden und die geistige Gesundheit von Menschen mittleren und höheren Alters am idealsten zu sein. Obwohl die Studie keine Kausalität beschreibt, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine unzureichende oder übermäßige Schlafdauer ein Risikofaktor für den kognitiven Abbau im Alter sein könnte.
Grundsätzliches: In jeder Nacht durchläuft der menschliche Körper durchschnittlich vier bis sechs Schlafzyklen, wobei jeder Zyklus etwa 90 Minuten dauert und aus vier Phasen besteht:
- Phase 1 (eine bis fünf Minuten) ist der Übergang vom Wachzustand zum Schlaf und die Phase, in der sich der Herzschlag und die Atmung verlangsamen.
- Phase 2 (zehn bis 60 Minuten) ist die Phase des leichten Schlafs, in der sich der Herzschlag und die Atmung weiter verlangsamen.
- Phase 3 (20 bis 40 Minuten) wird als Tiefschlaf bezeichnet, weil es der tiefste Schlaf ist, den man während der Nacht erlebt, wobei sich die Frequenzen der Gehirnströme verlangsamen, und es schwierig ist, während dieser Phase aufzuwachen.
- Phase 4 (zehn bis 60 Minuten) ist der REM-Schlaf, also jene Phase, in der man die meisten Träume hat, wobei das Gehirn in dieser Phase besonders aktiv ist und die Augen sich schnell unter den Lidern bewegen.
Zwar sind alle Schlafphasen wichtig, aber der Tiefschlaf ist für das optimale Funktionieren des Körpers und des Gehirns unerlässlich, wobei der Mensch etwa 13 bis 23 Prozent der Nacht im Tiefschlaf verbringt, also in einer durchschnittlichen Nacht sind das im besten Fall 55 und 97 Minuten.
Literatur
Li, Yuzhu, Sahakian, Barbara J., Kang, Jujiao, Langley, Christelle, Zhang, Wei, Xie, Chao, Xiang, Shitong, Yu, Jintai, Cheng, Wei & Feng, Jianfeng (2022). The brain structure and genetic mechanisms underlying the nonlinear association between sleep duration, cognition and mental health. Nature Aging, doi:10.1038/s43587-022-00210-2.
https://www.geo.de/wissen/studie–sieben-stunden-schlaf-ab-dem-mittleren-alter-optimal-31821194.html (22-05-07)