Klinische Psychologen haben schon vor einiger Zeit festgestellt, dass Menschen mit ausgeprägten psychopathischen Zügen einen einzigartigen zwischenmenschlichen Stil aufweisen, der häufig bei forensischen Befragungen zu beobachten ist. So lassen sich Psychopathen unter anderem daran erkennen, dass sie ein psychopatisches Starren in ihrer nonverbalen Kommunikation aufweisen, wobei es sich dabei um einen intensiven Augenkontakt und einen stechenden Blick handelt.
Gullapalli et al. (2021) haben jüngst einen automatisierten Ansatz für die Quantifizierung der Kopfdynamik während auf Video aufgezeichneter klinischer Befragungen entwickelt, da sie vermuteten, dass die Kopfdynamik mit psychopathischen Merkmalen in Zusammenhang stehen könnte. Der Datensatz bestand aus Videoaufzeichnungen bei lebensgeschichtlichen Interviews von inhaftierten erwachsenen Männern. Dabei deutete die Verweildauer darauf hin, dass Menschen mit einem höheren Maß an psychopathischen Merkmalen durch stationärere Kopfpositionen gekennzeichnet sind, die direkt auf die Kamera bzw. den Interviewer gerichtet sind, als Menschen mit geringeren psychopathischen Merkmalen. Das deutet daher auch auf entwicklungsbedingte antisoziale Merkmale der Psychopathie hin, dass also Menschenn mit schwerem und lebenslang anhaltendem antisozialem Verhalten eine starrere und fokussiertere Ausrichtung ihres Kopfes während der zwischenmenschlichen Kommunikation zeigen.
Literatur
Gullapalli, Aparna R., Anderson, Nathaniel E., Yerramsetty, Rohit, Harenski, Carla L. & Kiehl, Kent A. (2021). Quantifying the psychopathic stare: Automated assessment of head motion is related to antisocial traits in forensic interviews. Journal of Research in Personality, 92, doi:10.1016/j.jrp.2021.104093.