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Auch Fotos des Partners können das Schmerzempfinden beeinflussen

    Es hat sich gezeigt, dass der soziale Kontext, z. B. die Beziehung zwischen einem Menschen, der Schmerzen hat, und einer Pflegeperson, das Schmerzerleben beeinflusst, doch die Ergebnisse sind nicht einheitlich. Möglicherweise werden die unterschiedlichen Auswirkungen zwischenmenschlicher Beziehungen durch die von den Beteiligten ausgedrückten affektiven Zustände beeinflusst. Das Betrachten von Bildern des Partners in manchen Versuchsplänen wird nicht nur mit einer geringeren wahrgenommenen Schmerzintensität in Verbindung gebracht, sondern beeinflusst auch die neuronalen Reaktionen, wobei die Rolle der affektiven Wirkungen jedoch unklar ist. Ziel der Studie von Hillmer et al. (2021) war es daher, die schmerzmodulierenden Wirkungen von Stimuli mit unterschiedlichem Affekt und sozialem Inhalt, einschließlich persönlicher Relevanz, systematisch zu untersuchen, und zwar anhand subjektiver Berichte und psychophysiologischer Messungen der fazialen und autonomen Aktivität.

    Neunundzwanzig Frauen, die in einer seit mindestens sechs Monaten bestehenden, glücklichen Partnerschaft lebten, wurden längere schmerzhafte Hitzereize am Unterarm verabreicht und ihnen zeitgleich verschiedene Fotos gezeigt, um den Einfluss von Gesichtern ihrer Partner mit neutralem Gesichtsausdruck im Vergleich zu glücklichen, wütenden und neutralen Gesichtsausdrücken von Fremden auf die Schmerzintensität und begleitende psychophysiologische Parameter wie Gesichtsaktivität, Hautleitwert und Herzfrequenz zu untersuchen. Neben der wahrgenommenen Unterstützung durch den Partner und den Beziehungsmerkmalen wurde auch der Beitrag des affektiven Werts der Partnergesichter zur beobachteten Schmerzmodulation untersucht.

    Die Fotos der Partner und die glücklichen Gesichter der Unbekannten wurden stets als sehr positiv eingeschätzt, die ärgerlichen Gesichter der Unbekannten als sehr negativ, wobei entsprechend der Bewertung der Fotos auch die empfundene Schmerzstärke der Hitzereize variierte. Sahen die Teilnehmerinnen Fotos ihres neutral schauenden Partners oder eines lächelnden Unbekannten, nahmen sie weniger Schmerz wahr als bei Fotos von Gegenständen oder von Unbekannten, die neutral oder ärgerlich schauten. Dieser schmerzlindernde Effekt zeigte sich nicht nur in der eigenen Beschreibung der Schmerzstärke, sondern auch in der verminderten Anspannung der Gesichtsmuskeln. Gesichtsmuskeln sind bei negativen emotionalen Zuständen wie etwa beim Erleben von Schmerz besonders angespannt. Bei Partnerfotos sowie bei den Fotos lächelnder Unbekannter war diese Muskelaktivität besonders gering. Partnergesichter führten auch zu einem erhöhten Hautleitwert, der ein Indiz für die motivationale Aktivierung ist, und zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz, was möglicherweise auf eine erhöhte sensorische Aufnahme zurückzuführen ist.

    Diese Ergebnisse stimmen teilweise mit Modellen der emotionalen Schmerzkontrolle überein, insbesondere hinsichtlich des modulierenden Einflusses der Wertigkeit. Im Zusammenhang mit sozial adaptivem Verhalten unterstreichen sie insbesondere den sozialen Signalwert von Emotionen und Bezugspersonen. Klinisch bedeuten diese Ergebnisse auch, dass allein das Betrachten von Bildern des Partners bei akuten schmerzhaften Eingriffen, bei denen der Partner nicht mitkommen kann oder in denen seine Anwesenheit nicht hilfreich wäre, einen modulierenden Effekt haben könnte.

    Literatur

    Hillmer, K., Kappesser, J. & Hermann, C. (2021). Pain modulation by your partner: An experimental investigation from a social-affective perspective. Public Library of Science, 16, doi:10.1371/journal.pone.0254069.