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Wenn das Wasser im Mund zusammenläuft …

    Nach einer Mahlzeit schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus, d. h., das Hormon sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen geschleust wird, um die Energie zu verwerten. Wiedemann et al. (2022) haben nun aber gezeigt, dass schon der Anblick von Essen die Insulinproduktion anregt, denn das blutzuckerregulierende Hormon Insulin tritt bereits dann auf den Plan, noch bevor der erste Bissen im Mund gelandet ist und Kohlenhydrate im Blut auftauchen. Die anfängliche kephale Phase der Insulinsekretion wird durch den Vagusnerv vermittelt und ist also nicht auf eine glykämische Stimulation der β-Zellen des Pankreas zurückzuführen, wobei kürzlich gezeigt worden war, dass IL-1β die postprandiale Insulinsekretion stimuliert. Die Insulinausschüttung in der kephalen Phase wird durch IL-1β vermittelt, das aus Mikroglia stammt. Darüber hinaus aktivierte IL-1β den Vagusnerv, um die Insulinausschüttung zu induzieren, und regulierte die Aktivität des Hypothalamus als Reaktion auf die kephalische Stimulation. Bemerkenswert ist, dass die Insulinausschüttung in der kephalen Phase bei Fettleibigkeit sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen beeinträchtigt ist, und bei Mäusen dies auf eine gestörte IL-1β-Signalübertragung zurückzuführen ist. Diese Ergebnisse weisen IL-1β eine regulierende Rolle bei der Integration von nahrungsbedingten sensorischen Informationen, der anschließenden neuronal vermittelten Insulinsekretion und der Dysregulation der autonomen Reaktionen in der kephalen Phase bei Fettleibigkeit zu. Offenbar ist bei Übergewicht die neuronal vermittelte Insulinausschüttung gestört.

    Literatur

    Wiedemann, Sophia J., Trimigliozzi, Kelly, Dror, Erez, Meier, Daniel T., Molina-Tijeras, Jose Alberto, Rachid, Leila, Le Foll, Christelle, Magnan, Christophe, Schulze, Friederike, Stawiski, Marc, Häuselmann, Stéphanie P., Méreau, Hélène, Böni-Schnetzler, Marianne & Donath, Marc Y. (2022). The cephalic phase of insulin release is modulated by IL-1β. Cell Metabolism, doi:10.1016/j.cmet.2022.06.001.
    https://science.orf.at/stories/3213864/ (22-06-30)