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Sind Gehirntraining-Apps wirklich sinnvoll?

    Gehirntraining-Apps werben damit, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern, doch die wissenschaftliche Lage zeichnet ein differenziertes Bild. Studien und Meta-Analysen zeigen, dass gezieltes kognitives Training durchaus wirkt, allerdings meist nur auf den Bereich, der konkret geübt wird. Menschen mit leichter bis moderater Demenz profitieren nachweislich von strukturierten Trainingsprogrammen, die ihre allgemeine Kognition und sprachlichen Fähigkeiten vorübergehend stärken. Auch ältere gesunde Erwachsene können in einzelnen Bereichen deutliche Fortschritte erzielen: Regelmäßiges Puzzle­spielen verbessert etwa das Arbeitsgedächtnis so stark, dass es Werte junger Menschen erreicht. Ungeklärt bleibt jedoch, ob diese Fortschritte sich tatsächlich auf den Alltag übertragen – etwa ob besseres Merken im Spiel auch ein verbessertes Erinnern im täglichen Leben bedeutet. Zwar versuchen einige Anbieter, über das Training grundlegender Funktionen wie des Arbeitsgedächtnisses einen breiteren Effekt zu erzielen, doch belastbare Belege dafür fehlen. Noch vorsichtiger fällt die Bewertung hinsichtlich Demenzprävention aus. Trotz kleinerer kurzfristiger Verbesserungen bei bestehenden Einschränkungen gibt es keine verlässlichen Daten, die langfristigen Schutz oder Prävention über Jahre hinweg belegen. Da Demenz durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren entsteht, bleiben körperliche Aktivität, soziale Einbindung und Ernährung die wichtigsten Einflussgrößen. Gleichzeitig bestätigen bildgebende Studien, dass das Gehirn auf intensives Training tatsächlich strukturell reagiert: bestimmte Regionen wachsen, wenn sie anspruchsvoll beansprucht werden. Dies verdeutlicht, dass das Gehirn bis ins hohe Alter plastisch bleibt. Insgesamt beruht der Markt der Gehirntrainings zwar auf einem realen wissenschaftlichen Fundament, doch viele Werbeaussagen sind überzogen. Was sicher funktioniert, sind punktuelle Verbesserungen in spezifischen kognitiven Fähigkeiten; was nach wie vor fehlt, sind eindeutige Belege für breite Alltagseffekte, langfristige Wirksamkeit und die Prävention von Demenz. Zukünftige Entwicklungen zielen auf maßgeschneiderte Programme und medizinisch geprüfte digitale Anwendungen. Erste zertifizierte Produkte zeigen, wohin sich der Markt bewegt. Ob Gehirntraining-Apps jedoch jemals die weitreichenden Effekte erreichen, die sie versprechen, bleibt eine offene Frage, die weitere gründliche Forschung beantworten muss.