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Machen Pornokonsum und Masturbation krank?

    Jüdische religiöse Singles können sich aufgrund von sexuellen Verhaltensweisen, die gegen das religiöse Gesetz verstoßen, wie sexuelle Beziehungen vor der Ehe, das Ansehen von Pornografie und Masturbation, schuldig und beschämt fühlen. Wacks et al. (2023) haben den Zusammenhang zwischen sexuellen Schuld- und Schamgefühlen und psychologischem Wohlbefinden untersucht und ob dieser Zusammenhang durch den Grad der Religiosität moderiert wird. Es wurde dabei die Hypothese überprüft, ob Schuld- und Schamgefühle negativ mit dem psychologischen Wohlbefinden zusammenhängen und ob dieser Zusammenhang bei höherer Religiosität stärker ist als bei geringerer Religiosität. Die Teilnehmer waren alleinstehende junge erwachsene Männer, die der national-orthodoxen jüdischen Gemeinschaft in Israel angehören und Online-Fragebögen ausfüllten. Schuld- und Schamgefühle standen dabei in einem positiven Zusammenhang mit Angst und Depression und in einem negativen Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit. Darüber hinaus wurden die Zusammenhänge zwischen Schuld- und Schamgefühlen und Messungen des psychologischen Wohlbefindens durch den Grad der Religiosität moderiert, wobei im Gegensatz zu dem angenommenen Moderationseffekt Schuld- und Schamgefühle bei geringer Religiosität in einem positiven Zusammenhang mit negativen psychologischen Folgen stand und in einem negativen Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit, während bei hoher Religiosität kein signifikanter Zusammenhang zwischen Schuld- und Schamgefühle und den psychologischen Ergebnismaßen festgestellt wurde. Diese Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass es in der Religion adaptive Elemente gibt, die einem Individuum helfen können, mit Schuld- und Schamgefühlen umzugehen und somit seine schädlichen Auswirkungen auf das psychologische Wohlbefinden zu negieren.

    Man kann diese Ergebnisse im Zusammenhang mit der Rebooting-Bewegung sehen, bei denen vor allem heterosexuelle Männer – überwiegend Teenager und junge Erwachsene – zur sexuellen Abstinenz aufgerufen werden, und zwar zum Wohle der Gesundheit. Insbesondere in den USA gibt es eine große Anti-Pornografie-Bewegung, von der das Nutzen pornographischer Inhalte mit einer Sucht gleichgesetzt wird. Dabei nennen die Rebooting-Programme eine große Bandbreite angeblicher negativer Effekte von Masturbation, Pornos und sogar von sexuellen Gedanken auf, etwa dass diese angeblich zu erektilen Dysfunktionen, Abgeschlagenheit und einem geringen Selbstwertgefühl führen. Ziel eines Rebootings ist es, einen längeren Zeitraum abstinent zu bleiben und damit die Gesundheit wieder neu zu starten, etwa mit dem Monk Mode, bei dem 90 Tage auf jegliche sexuelle Handlung (Masturbation, Sex, Fantasien, sexuelle Gedanken usw.) verzichtet werden soll (Prause & Binnie, 2022).

    Literatur

    Prause, Nicole & Binnie, James (2022). Reboot/NoFap Participants Erectile Concerns Predicted by Anxiety and Not Mediated/Moderated by Pornography Viewing. Journal of Psychosexual Health, 4, 252-254.
    Wacks, Yehuda, Lazar, Aryeh & Sommerfeld, Eliane (2023). The Moderating Effect of Religiousness on the Relation Between Sexual Guilt and Shame and Well-Being Among Jewish Religious Single Men. Archives of Sexual Behavior, 52, 1549-1559.