Insgesamt hat die Kritische Pädagogik die pädagogische Landschaft durch die Betonung von sozialer Verantwortung, kritischem Denken, sozialer Gerechtigkeit und demokratischen Bildungsprozessen stark beeinflusst und dazu beigetragen, traditionelle pädagogische Ansätze in Frage zu stellen und Bildung als Instrument für Veränderung und Empowerment zu betrachten. Die Kritische Pädagogik hat dazu beigetragen, dass sich die Pädagogik von einem eher technokratischen Verständnis, das Bildung als reine Wissensvermittlung betrachtet, zu einem kritischeren Verständnis entwickelt hat, das Bildung als Prozess der Emanzipation und Selbstbestimmung versteht. Zentral ist dabei die Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, die eine emanzipatorische Subjektwerdung behindern oder verhindern, vor allem hat sie gezeigt, dass Bildung und Erziehung nicht neutral sind, sondern immer in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext stehen und damit von den jeweiligen gesellschaftlichen Machtverhältnissen beeinflusst werden. Dies führte zur Entwicklung neuer Bildungstheorien und -konzepte, die die Emanzipation und Selbstbestimmung der Lernenden in den Mittelpunkt stellen (kritisch-konstruktivistische Didaktik, Handlungsorientierung in der Pädagogik, Demokratische Schule), zur Einführung neuer Unterrichtsformen und -methoden, die den Lernenden mehr Autonomie und Selbstbestimmung einräumen, (Projektlernen, selbstgesteuertes Lernen, kooperatives Lernen) und zur Definition neuer Bildungsziele, die auf die Stärkung der kritischen und politischen Urteilsfähigkeit der Lernenden abzielen (Förderung der Medienkompetenz, Umweltbildung, Friedenspädagogik).
Konkret hat sie die Pädagogik auf vielfältige Weisen beeinflusst:
- Gesellschaftskritik: Die Kritische Pädagogik kritisiert gesellschaftliche Strukturen, Machtverhältnisse und Ungerechtigkeiten. Sie betont, wie Bildung und Erziehung in politische, soziale und wirtschaftliche Kontexte eingebettet sind. Dadurch wird eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen gefördert.
- Befreiungspädagogik: Die Kritische Pädagogik legt großen Wert auf die Befähigung der Lernenden zur Kritik an bestehenden Strukturen und zur Ermächtigung, Veränderungen herbeizuführen. Ziel ist es, Menschen zur Selbstbestimmung und zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung zu erziehen.
- Partizipation und Demokratie: Die Kritische Pädagogik betont die Bedeutung von Partizipation und demokratischen Prozessen im Bildungswesen. Sie fordert, dass Lernende in Bildungsentscheidungen einbezogen werden und aktive Teilnehmer an ihrem eigenen Lernprozess sind.
- Interdisziplinarität: Kritische Pädagogik zieht Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaft und Kulturwissenschaft heran, um eine ganzheitliche Sicht auf Bildung und Gesellschaft zu ermöglichen.
- Empowerment und Emanzipation: Ein zentrales Anliegen der Kritischen Pädagogik ist es, die Lernenden zu ermächtigen und zu befähigen, ihre eigene Identität zu entwickeln und sich von strukturellen Zwängen zu emanzipieren.
- Inklusion und Diversität: Die Kritische Pädagogik thematisiert auch soziale Ungleichheit, Diskriminierung und Marginalisierung in Bildungskontexten. Sie strebt an, inklusive Bildungssysteme zu schaffen, die die Vielfalt der Lernenden berücksichtigen und gerechte Chancen für alle ermöglichen.
- Medienkompetenz: Angesichts der zunehmenden Rolle von Medien in der Gesellschaft betont die Kritische Pädagogik die Notwendigkeit, Lernende dazu zu befähigen, Medien kritisch zu analysieren, Propaganda zu erkennen und unabhängig zu denken.
- Globales Denken: Die Kritische Pädagogik ermutigt dazu, Bildung in einen globalen Kontext zu stellen und globale Zusammenhänge zu verstehen. Dadurch sollen Lernende ein Bewusstsein für globale Probleme und ihre Auswirkungen entwickeln.
Literatur
Stangl, W. (2011). Das dialektische Methodenverständnis – Der kritische Theorieansatz. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/WISSENSCHAFTPAEDAGOGIK/ModellKritisch.shtml