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Wie sich ein gebrochenes Herz auch physisch auswirkt

    Kardiale Veränderungen werden häufig nach akuten neurologischen Störungen beobachtet, wobei das Takotsubo-Syndrom ein akutes Herzversagenssyndrom darstellt und zunehmend als Teil des Spektrums kardialer Komplikationen anerkannt wird, die nach neurologischen Störungen beobachtet werden. Cammann et al. 😉 (2021) haben nun eine systematische Untersuchung von Menschen mit diesem Syndrom mit neurologischen Erkrankungen durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Erkenntnisse über neurologische Krankheitsentitäten, die das Takotsubo-Syndrom auslösen, zu erweitern und das klinische Profil und die Ergebnisse von Betroffenen nach primären neurologischen Erkrankungen zu untersuchen. Analysiert wurden die Daten des Internationalen Takotsubo-Registers, ein multizentrisches Beobachtungsprojekt, an dem 45 Zentren in 14 Ländern beteiligt sind. Alle ProbandInnen des Registers erfüllten die internationalen Takotsubo-Diagnosekriterien, wobei in die vorliegende Studie Patienten aufgenommen wurden, zu denen vollständige Informationen über akute neurologische Störungen vorlagen.

    Obwohl die Beschwerden denen bei einem Herzinfarkt ähneln, sind bei einem Takotsubo-Syndrom keine Herzkranzgefäße verengt oder verstopft, sondern es handelt sich vielmehr um eine Herzmuskelerkrankung, bei der die linke Herzkammer sich typisch verformt. Die Erkrankung verläuft meistens gutartig und kann sich vollständig zurückbilden, dennoch sind schwerwiegende Komplikationen, wie lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen oder ein plötzlicher Herztod möglich. Es zeigte sich bei der Auswertung der Daten, dass solche schweren Verläufe bei Patienten mit vorangegangenen neurologischen Erkrankungen häufiger auftraten. Offenbar kann eine Gehirnerkrankung das Herz so durcheinanderbringen, was belegt, wie eng Herz und Gehirn verbunden sind. Bei Menschen mit neurologischen Störungen war die Wahrscheinlichkeit, im Krankenhaus zu versterben, im Vergleich zu ProbandInnen ohne neurologische Störungen um das 3,2-fache erhöht, wobei bei einem von 15 Betroffenen eine akute neurologische Erkrankung der auslösende Faktor war. Offenbar umfasst das Takotsubo-Syndrom ein breites Spektrum neurologischer Erkrankungen, die von gutartig bis lebensbedrohlich reichen können. Die hohe Rate an unerwünschten Ereignissen unterstreicht daher die Notwendigkeit der klinischen Sensibilisierung. Das Takotsubo-Syndrom ist damit eine mögliche Komplikation, an die Neurologen nach einer akuten Hirnerkrankung wie einem Schlaganfall unbedingt denken sollten, vor allem weil bei neurologischen Patienten die typischen Beschwerden wie Luftnot, Schmerzen und Engegefühl in der Brust nicht so häufig sind. Eventuell können sie diese auch nicht äußern, da sie zum Beispiel nach einem epileptischen Anfall bewusstlos sind oder nach einem Schlaganfall nicht sprechen können. Die behandelnden Ärzte sollten deshalb in dem kurzen kritischen Zeitraum der ersten wenigen Tage nach Krankenhausaufnahme die Blutwerte stärker auf eine Herz-Beteiligung untersuchen und die Patienten länger per EKG überwachen.

    Literatur

    Cammann, Victoria L., Scheitz, Jan F., von Rennenberg, Regina, Jäncke, Lutz, Nolte, Christian H., Szawan, Konrad A., Stengl, Helena, Würdinger, Michael, Endres, Matthias, Templin, Christian, Ghadri, Jelena R., Citro, Rodolfo, Vecchione, Carmine, Bossone, Eduardo, Gili, Sebastiano, Neuhaus, Michael, Franke, Jennifer, Meder, Benjamin, Jaguszewski, Miłosz, Noutsias, Michel, Knorr, Maike, Jansen, Thomas, D’Ascenzo, Fabrizio, Dichtl, Wolfgang, Burgdorf, Christof, Kherad, Behrouz, Tschöpe, Carsten, Sarcon, Annahita, Shinbane, Jerold, Rajan, Lawrence, Michels, Guido, Pfister, Roman, Cuneo, Alessandro, Jacobshagen, Claudius, Karakas, Mahir, Koenig, Wolfgang, Pott, Alexander, Meyer, Philippe, Roffi, Marco, Banning, Adrian, Wolfrum, Mathias, Cuculi, Florim, Kobza, Richard, Fischer, Thomas A., Vasankari, Tuija, Airaksinen, K. E. Juhani, Napp, L. Christian, Dworakowski, Rafal, MacCarthy, Philip, Kaiser, Christoph, Osswald, Stefan, Galiuto, Leonarda, Chan, Christina, Bridgman, Paul, Beug, Daniel, Delmas, Clément, Lairez, Olivier, Gilyarova, Ekaterina, Shilova, Alexandra, Gilyarov, Mikhail, El-Battrawy, Ibrahim, Akin, Ibrahim, Poledniková, Karolina, Toušek, Petr, Winchester, David E., Galuszka, Jan, Ukena, Christian, Poglajen, Gregor, Carrilho-Ferreira, Pedro, Hauck, Christian, Paolini, Carla, Bilato, Claudio, Kobayashi, Yoshio, Kato, Ken, Shoji, Toshihiro, Ishibashi, Iwao, Takahara, Masayuki, Himi, Toshiharu, Din, Jehangir, Al-Shammari, Ali, Prasad, Abhiram, Rihal, Charanjit S., Liu, Kan, Schulze, P. Christian, Bianco, Matteo, Jörg, Lucas, Rickli, Hans, Pestana, Gonçalo, Nguyen, Thanh H., Böhm, Michael, Maier, Lars S., Pinto, Fausto J., Widimský, Petr, Felix, Stephan B., Braun-Dullaeus, Ruediger C., Rottbauer, Wolfgang, Hasenfuß, Gerd, Pieske, Burkert M., Schunkert, Heribert, Budnik, Monika, Opolski, Grzegorz, Borggrefe, Martin, Thiele, Holger, Bauersachs, Johann, Katus, Hugo A., Horowitz, John D., Di Mario, Carlo, Münzel, Thomas, Crea, Filippo, Bax, Jeroen J., Scherff, Frank, Niederseer, David & Lüscher, Thomas F. (2021). Clinical correlates and prognostic impact of neurologic disorders in Takotsubo syndrome. Scientific Reports, 11, doi:10.1038/s41598-021-01496-9.
    https://dzhk.de/aktuelles/news/artikel/wenn-das-gehirn-erkrankt-kann-das-herz-brechen/ (22-01-26)