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Tendenzen der experimentellen Psychologie

    Zwei Trends prägen die heutige experimentelle Psychologie. Zum einen hat sich die Open-Science-Bewegung fest etabliert. Nach der sogenannten Replikationskrise, in der sich zeigte, dass viele ältere psychologische Studien nicht zuverlässig wiederholt werden konnten und fundamentale Probleme in den Forschungsmethoden aufgedeckt wurden, wird in der Psychologie nun großer Wert auf Offenheit und die Möglichkeit, Forschungsergebnisse zu überprüfen, gelegt. Das bedeutet, dass Studien detailliert dokumentiert und Daten sowie Materialien öffentlich zugänglich gemacht werden.

    Zum anderen verlagert sich die Forschung zunehmend ins Internet, und oft arbeiten Forschende aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen. Früher fanden Experimente meist in einem speziell eingerichteten Labor einer bestimmten Forschungsgruppe statt. Heute greifen Forschende häufig auf Online-Panel-Anbieter zurück. Diese Firmen verfügen über riesige Datenbanken mit Menschen, die bereit sind, an Umfragen und Experimenten teilzunehmen. So können Forschende gezielt Personen auswählen, die bestimmte Kriterien erfüllen, beispielsweise ein bestimmtes Alter, Geschlecht oder Bildungsniveau haben. Das erleichtert nicht nur die Zusammenarbeit über verschiedene Standorte hinweg, sondern ermöglicht auch die Erstellung großer, aussagekräftiger Stichproben. Die Teilnehmenden rekrutieren sich nicht mehr nur aus dem Kreis der Studierenden, sondern stammen aus allen möglichen Bevölkerungsschichten und sogar aus verschiedenen Kulturen weltweit.

    Diese Entwicklungen führen auch zu veränderten Analysemethoden. Während früher hauptsächlich klassische statistische Verfahren verwendet wurden, kommen heute immer häufiger Methoden des maschinellen Lernens und Big-Data-Ansätze zum Einsatz. Dadurch lassen sich die Daten umfassender auswerten, genauere Vorhersagen treffen und die Ergebnisse besser auf andere Situationen und Personengruppen übertragen.