Der Aha-Moment, also die plötzliche Einsicht, die manchmal bei der Lösung eines schwierigen Problems erreicht wird, bringt eine andere Problemlösungserfahrung mit sich als die Lösung, die durch eine analytische, mehrstufige Strategie meist ohne Einsicht erreicht wird. Bis heute ist diese unbewusste Natur der Einsicht aber umstritten. auch wenn in den vergangenen Jahren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmte Muster der Hirnaktivität identifizieren konnten, die auf Momente der Einsicht hindeuten.
Stuyck, Cleeremans & Van den Bussche (2022) haben dieses Phänomen nun genauer untersucht, indem sie die Einsicht unter kognitiver Belastung untersuchten. Wenn Einsicht und nicht-einsichtiges Problemlösen auf bewussten, anstrengenden Prozessen beruhen, sollten sie beide von einer gleichzeitigen kognitiven Belastung beeinflusst werden. Wenn jedoch unbewusste Prozesse die Einsicht charakterisieren, könnte die kognitive Belastung sie überhaupt nicht beeinflussen. Mit Hilfe eines Dual-Task-Paradigmas lösten junge, gesunde Erwachsene siebzig Worträtsel unter verschiedenen kognitiven Belastungen. Aufgaben bestanden etwa darin, zu drei vorgegebenen Wörtern ein viertes zu finden, das zu jedem Wort passt. Die ProbandInnen hatten 25 Sekunden Zeit, um jede Aufgabe zu lösen und mussten nach der Lösung angeben, ob sie mit Hilfe eines spontanen Geistesblitzes zum Ziel gelangt waren, sie sich also der Lösung plötzlich und klar bewusst wurden, oder ob sie die Lösung Schritt für Schritt ohne Aha-Moment erarbeitet hatten. Die TeilnehmerInnen wurden zusätzlich in drei Gruppen aufgeteilt, wobei die erste Gruppe nur die Rätsel erhielt, bei der zweiten Gruppe blinkten zwei zufällige Ziffern nacheinander auf dem Bildschirm auf, bevor die Wörter erschienen, und die Probanden mussten versuchen, sich nach Beendigung des Rätsels an diese Zahlen zu erinnern, und die dritte Gruppe musste schließlich versuchen, sich vier statt zwei Ziffern zu merken.
Dabei konnte man bestätigen, dass Lösungen mit Einsicht häufiger richtig waren und ein höheres Lösungsvertrauen erhielten. Wichtig war allerdings, dass mit zunehmender kognitiver Belastung die nicht-einsichtigen Lösungen seltener wurden und mehr Lösungszeit benötigten, während die einsichtigen Lösungen weitgehend unbeeinflusst blieben. Dies deutet darauf hin, dass einsichtige Problemlösungen nicht um begrenzte kognitive Ressourcen konkurrierten.
Literatur
Stuyck, Hans, Cleeremans, Axel & Van den Bussche, Eva (2022). Aha! under pressure: The Aha! experience is not constrained by cognitive load. Cognition, 219, doi:10.1016/j.cognition.2021.104946.