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Wenn Blicke sprechen: Die psychologische Bedeutung des Wegschauens

    Nonverbale Kommunikation offenbart häufig mehr über unsere Gefühle und Absichten als das gesprochene Wort. Ein zentraler Bestandteil ist dabei der Blickkontakt, der in zwischenmenschlichen Interaktionen als bedeutendes Signal dient. Menschen suchen beim Gespräch zunächst den Blick ihres Gegenübers, um Aufmerksamkeit zu gewinnen oder Gesprächsbereitschaft zu zeigen. Während einer Unterhaltung wird durchschnittlich nur etwa die Hälfte der Zeit direkter Augenkontakt gehalten – in den übrigen Momenten ist der Blick abgewandt, weil das Gehirn Informationen abruft, Gedanken formuliert oder Emotionen verarbeitet.

    Das Wegschauen kann verschiedene psychologische Bedeutungen haben. Oft ist es ein Zeichen von Unsicherheit, Scham oder Angst, vor allem wenn der Blick bewusst vermieden wird. In anderen Fällen ist es ein Ausdruck von Nachdenken oder Konzentration. Nach Erkenntnissen der Kommunikationspsychologie kann die Blickrichtung zudem Rückschlüsse auf kognitive Prozesse zulassen: Manche Menschen schauen beim Erinnern oder Erfinden in unterschiedliche Richtungen – ein Effekt, der etwa in der Vernehmungspsychologie genutzt wird. Dabei hängt die Richtung des Blicks häufig von der dominanten Gehirnhälfte ab, was wiederum mit der Händigkeit zusammenhängt.

    Augen in der Kommunikation

    Weitere nonverbale Signale ergänzen die Wirkung des Blicks: Ein intensiver, anhaltender Blick steht für Aufmerksamkeit oder Interesse, kann jedoch auch als Provokation empfunden werden. Zusammengekniffene Augen deuten auf Abwehrverhalten, häufiges Blinzeln auf Nervosität, und erweiterte Pupillen auf Faszination oder Zuneigung. Auch die Blickrichtung beim Gehen hat eine kommunikative Dimension. Wer den Blick häufig zu Boden senkt, wirkt unsicher oder defensiv – in manchen Kulturen, etwa in Teilen Asiens, kann dies hingegen ein Zeichen von Respekt und Höflichkeit sein.

    Blickverhalten ist somit ein komplexes Ausdrucksmittel, das unbewusst Emotionen, Gedanken und soziale Dynamiken sichtbar macht. Es fungiert als stiller Indikator für innere Zustände und kulturelle Prägungen und ist damit ein zentrales Element menschlicher Kommunikation.

    Literatur

    Stangl, W. (2017). Kommunikation über die Augen – nonverbale Signale in der zwischenmenschlichen Interaktion. In Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Abgerufen am 6. Oktober 2025, von https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Kommunikation-Augen.shtml