Zum Inhalt springen

Neue Medikamente für die Behandlung von Angststörungen?

    Ein schweres psychologisches Trauma löst bekanntlich genetische, biochemische und morphologische Veränderungen in den Neuronen der Amygdala aus, die die Entwicklung stressbedingter Verhaltensanomalien, wie z. B. starke Angstzustände, begünstigen. Dabei sind miRNAs kleine, nicht kodierende RNA-Fragmente, die komplexe neuronale Reaktionen durch gleichzeitige transkriptionelle/translationale Unterdrückung mehrerer Zielgene orchestrieren. Die in Tiermodellen entdeckte wichtige Gruppe von Molekülen, die auch im menschlichen Gehirn vorkommen, reguliert mehrere Zielproteine, die die zellulären Prozesse in der Amygdala steuern.

    Mucha et al. (2023) konnten am Mausmodell zeigen, dass miR-483-5p in der Amygdala von männlichen Mäusen die strukturellen, funktionellen und verhaltensbezogenen Folgen von Stress ausgleicht und eine Verringerung des angstähnlichen Verhaltens fördert. Bei Stress wird miR-483-5p im synaptischen Kompartiment der Neuronen der Amygdala hochreguliert und unterdrückt direkt drei stressassoziierte Gene: Pgap2, Gpx3 und Macf1. miR-483-5p fungiert als molekulare Bremse, die stressbedingte Veränderungen in der Amygdala ausgleicht und so die Linderung von Ängsten fördert. Die Entdeckung dieses neuen miR483-5p/Pgap2-Wegs in der Amygdala, über den das Gehirn seine Reaktion auf Stress reguliert, könnte ein erster Schritt zur Entdeckung neuer, wirksamerer und dringend benötigter Behandlungen für Angststörungen sein.

    Literatur

    Mucha, Mariusz, Skrzypiec, Anna E., Kolenchery, Jaison B., Brambilla, Valentina, Patel, Satyam, Labrador-Ramos, Alberto, Kudla, Lucja, Murrall, Kathryn, Skene, Nathan, Dymicka-Piekarska, Violetta, Klejman, Agata, Przewlocki, Ryszard, Mosienko, Valentina & Pawlak, Robert (2023). miR-483-5p offsets functional and behavioural effects of stress in male mice through synapse-targeted repression of Pgap2 in the basolateral amygdala. Nature Communications, 14, doi:10.1038/s41467-023-37688-2.