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Querlesen – Diagonallesen – Schnelllesen

    Querlesen, auch als Diagonallesen bekannt, ist eine effektive Schnelllesetechnik, die darauf ausgerichtet ist, in kurzer Zeit einen Überblick über den Inhalt eines Textes zu gewinnen. Diese Technik nutzt strategisch gelenkte Augenbewegungen – meist in diagonalen Bahnen von der linken oberen zur rechten unteren Seite –, um relevante Informationen wie Schlüsselbegriffe und zentrale Aussagen schnell zu erfassen. Ziel ist es, den Text nicht vollständig, sondern selektiv zu lesen, wobei das Gehirn aktiv vorbereitet wird, bekannte Muster und Begriffe zu erkennen und neue Informationen effizient in bestehende Wissensstrukturen zu integrieren.

    Speed-Reading-Techniken fördern laut Studien nicht nur die Lesegeschwindigkeit, sondern auch die Textverarbeitungskompetenz. Besonders effektiv ist das zweifache Lesen eines Textes: zunächst wird der Text mit hoher Geschwindigkeit überflogen (Scimming), um das Gehirn zu aktivieren, gefolgt von einer genaueren Lektüre zur Vertiefung des Inhalts. Dieser Prozess nutzt das Prinzip der Voraktivierung kognitiver Netzwerke, wodurch neue Informationen leichter mit bestehendem Wissen verknüpft werden können.

    Zentral für das Verständnis dieser Prozesse ist das Konzept des „Wissensnetzes“. Dieses beschreibt ein dynamisches, vernetztes System mentaler Strukturen, das ständig erweitert und überlagert wird. Die Fähigkeit zur schnellen und gezielten Informationsaufnahme hängt stark von der Dichte und Flexibilität dieser Wissensnetze ab. Informationen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht benötigt werden, können von aktuelleren überlagert werden – ein Prozess, der für das Lernen in digitalen Kontexten und insbesondere für akademische Arbeitsprozesse wie Prüfungsvorbereitungen und wissenschaftliches Schreiben besonders relevant ist.

    Die Fähigkeit, das Wesentliche eines Textes intuitiv zu erkennen, hängt also nicht nur von der Lesetechnik selbst ab, sondern auch von kognitiven und neurologischen Prozessen, die beim Lesen aktiviert werden. Lesetechniken wie das Querlesen oder Speedreading nutzen diese Prozesse gezielt, um das Lernen und Verstehen in einem zunehmend informationsüberfluteten Umfeld zu optimieren.

    Literatur

    Buzan, T. (2010). Speed Reading: Die neue Dimension des Lesens – schneller lesen, besser verstehen, mehr behalten. Mosaik Verlag.
    Rose, C., & Nicholl, M. J. (2005). Accelerated Learning for the 21st Century: The Six-Step Plan to Unlock Your Master-Mind. Dell Publishing.
    Guthrie, J. T., & Wigfield, A. (2000). Engagement and motivation in reading. Handbook of Reading Research, 3, 403–422.