In Glasgow hat sich in letzter Zeit eine ganz neue Freizeitbeschäftigung etabliert: der Baumumarmwettbewerb. Angeführt wird diese ungewöhnliche Bewegung von Hannah Willow, einer engagierten Vorschullehrerin, die kürzlich den ersten offiziellen Wettbewerb in der schottischen Großstadt für sich entscheiden konnte.
Bei der sogenannten „Tree-Hugging„-Veranstaltung im idyllischen Dams to Darnley Country Park mussten die Teilnehmer in verschiedenen Disziplinen ihr Können unter Beweis stellen. Neben der Kategorie „Speed Hugging„, bei der es darum ging, möglichst viele Bäume in einer Minute zu umarmen, galt es auch, in puncto „Dedication“ und „Freestyle“ zu überzeugen. Während im zweiten Teil des Wettbewerbs die Teilnehmer eine Minute Zeit hatten, um Hingabe, Leidenschaft und Treue zu einem Baum ihrer Wahl zum Ausdruck zu bringen, bot der letzte Bewerb die Möglichkeit, mit einer innovativen und einfallsreichen Umarmung zu punkten.
Letztendlich war es der Hingabeteil, der Hannah Willow den Sieg einbrachte. Fotos zeigen die Gewinnerin in einem wallenden Tüllrock, einem Kranz aus Eichenlaub im Haar und mit einer Ukulele um den Hals, wie sie sich mit verzücktem Gesichtsausdruck an einen bemoosten Baumstamm schmiegt. Ihre Darbietung begeisterte die Jury und Zuschauer gleichermaßen.
Für viele der Teilnehmer war der Wettbewerb mehr als nur ein kurzweiliges Event – es war eine Möglichkeit, ihre tiefe Verbundenheit mit der Natur und speziell den Bäumen zum Ausdruck zu bringen. So hoffen die Organisatoren, dass der Baumumarmwettbewerb in Zukunft noch mehr Menschen dazu inspirieren kann, die Schönheit und Bedeutung der Bäume in unserer Umwelt bewusster wahrzunehmen.
Das Umarmen von Bäumen oder „Shinrin-yoku“ (Waldbaden), wie es in Japan genannt wird, hat tiefe Wurzeln in alten Kulturen weltweit. Indigene Gemeinschaften und alte Traditionen haben die spirituellen und heilenden Qualitäten von Bäumen schon lange erkannt. Viele glaubten, Bäume besäßen eine einzigartige Energie, eine Lebenskraft, die durch physischen Kontakt auf den Menschen übertragen werden könne.
In den Kulturen der amerikanischen Ureinwohner galt das Umarmen von Bäumen beispielsweise als Möglichkeit, sich mit der Weisheit der Natur zu verbinden und Körper und Seele zu heilen. In Indien lehnte man sich bei der verehrten Praxis des „Vriksha Ayurveda“ an Bäume, um deren heilende Schwingungen aufzunehmen.
Die Wissenschaft hinter Tree Hugging
Die alten Weisheiten haben ihre Berechtigung, aber auch die moderne Wissenschaft hat ein reges Interesse an der Baumumarmung gezeigt. Die Erforschung der Waldtherapie hat empirische Beweise für ihre Vorteile erbracht. Hier sind einige überzeugende Gründe, die für diese natürliche Therapie sprechen:
- Stressabbau: Stress ist ein unglücklicher Begleiter des modernen Lebens und trägt zu zahlreichen Gesundheitsproblemen bei. In der Fachzeitschrift Environmental Health and Preventive Medicine (Ohtsuka, 2017) veröffentlichte Forschungsergebnisse zeigen, dass allein die Berührung eines Baumes für ein paar Minuten den Stresshormonspiegel senken kann, was zu einem Gefühl der Entspannung und Ruhe führt.
- Stärkung des Immunsystems: Bäume setzen Phytonzide frei, natürliche Verbindungen, die sie vor Krankheiten schützen. Wenn wir einen Baum umarmen oder die Waldluft einatmen, nehmen wir diese Phytonzide auf, die nachweislich die Funktion unseres Immunsystems verbessern (Li, 2008).
- Bessere Stimmung: Eine in der Fachzeitschrift Landscape and Urban Planning (Song, 2018) veröffentlichte Studie ergab, dass die Zeit, die wir mit Bäumen verbringen, und die Waldtherapie die Stimmung deutlich verbessern und Symptome von Depressionen und Angstzuständen verringern können.
- Niedrigerer Blutdruck: Hoher Blutdruck ist ein großes Gesundheitsproblem, aber regelmäßiges Umarmen von Bäumen kann helfen. Eine Studie im Journal of Cardiology (Mao et al., 2012) zeigte, dass Teilnehmer, die Zeit in Wäldern verbrachten und Bäume umarmten, einen niedrigeren Blutdruck hatten als diejenigen, die dies nicht taten.
- Gesteigerte Kreativität und kognitive Funktion: Die Natur hat eine bemerkenswerte Wirkung auf unsere kognitiven Fähigkeiten. Eine in PLOS ONE veröffentlichte Studie (Berman et al., 2012) ergab, dass die Interaktion mit der Natur, einschließlich des Umarmens von Bäumen, die kognitiven Funktionen, die Kreativität und das allgemeine geistige Wohlbefinden verbessern kann.
Stangl, W. (2021, 10. Oktober). Shinrin yoku – Waldbaden. was stangl bemerkt ….
https:// bemerkt.stangl-taller.at/shinrin-yoku-waldbaden.