Schwämme, die zu den ältesten mehrzelligen Organismen der Erde gehören, spielen eine Schlüsselrolle im Nährstoffkreislauf vieler aquatischer Ökosysteme, wobei sie Strategien anwenden müssen, um ein Verstopfen ihres internen Filtersystems durch feste Abfälle zu verhindern. Es wird allgemein angenommen, dass Schwämme feste Abfälle mit dem ausfließenden Wasser durch bestimmte Ausflussöffnungen (Oscula) entfernen. Kornder et al. (2022) konnten jüngst aber mittels Zeitraffer-Videoaufnahmen und Analysen von Schwammabfällen zeigen, dass der karibischen Röhrenschwamm Aplysina archeri einen völlig anderen Mechanismus der Partikelentfernung entwickelt hat. Dieser Schwamm bewegt den Schleim, der die Partikel auffängt, aktiv gegen die Richtung seiner internen Wasserströmung und stößt ihn durch periodische Oberflächenkontraktionen aus seinen Meerwassereinlassporen in das umgebende Wasser aus. Das Überraschende ist dabei, dass das Ausstoßen nicht über die Ausströmöffnungen des Schwammes stattfindet, sondern über die Einströmöffnung entgegen der eigentlichen Flussrichtung des Wassers, wobei die etwa dreißigminütige Kontraktion den finalen Punkt eines mehrstündigen Zyklus darstellt. Visuell sieht es also so aus, als ob der Schwamm kontinuierlich in Schleim eingebettete Partikel ausniest, um diese Abfälle loszuwerden. Vermutlich ist also die Entfernung von Abfällen aus den Inhalationsporen des Schwamms durch Niesen ein gemeinsames Merkmal von Schwämmen, sodass Niesen vielleicht einen der ältesten Mechanismen darstellt, mit dem sich Lebewesen von Fremdstoffen befreien.
Literatur
Kornder, Niklas A., Esser, Yuki, Stoupin, Daniel, Leys, Sally P., Mueller, Benjamin, Vermeij, Mark J.A., Huisman, Jef & de Goeij, Jasper M. (2022). Sponges sneeze mucus to shed particulate waste from their seawater inlet pores. Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2022.07.017.