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Warum sind Lernpausen so förderlich für das Erinnerungsvermögen?

    Es wird ja grundsätzlich angenommen, dass beim Lernen Nervenzellen aktiviert und neue Verbindungen unter ihnen geknüpft werden, denn so wird das erlernte Wissen gespeichert und kann bei Aktivierung derselben Nervenzellgruppe abgerufen werden.  Glas et al. (2020) haben bei Mäusen untersucht, was bei Pausen im Gehirn konkret passiert und warum gerade Lernpausen so förderlich für das Erinnerungsvermögen sind. In den Untersuchungen sollten Mäuse sich in einem Labyrinth die Position eines versteckten Schokoladestücks merken. Die Mäuse erhielten dreimal hintereinander die Möglichkeit das Labyrinth zu erkunden und ihre Belohnung zu finden, einschließlich Pausen unterschiedlicher Länge. Mäuse, die mit längeren Pausen zwischen den Lernphasen trainiert wurden, konnten sich die Position der Schokolade nicht so schnell merken, doch am nächsten Tag war das Erinnerungsvermögen der Mäuse umso besser,  je länger die Pausen am Vortag gewesen waren. Während des Labyrinth-Tests maß man zusätzlich die Nervenzellaktivität im präfrontalen Cortex, also in jener Gehirnregion, die für Lernvorgänge von besonderem Interesse ist, da sie für ihre Rolle bei komplexen Denkaufgaben bekannt ist. So konnte man auch zeigen, dass eine Inaktivierung des präfrontalen Cortex die Gedächtnisleistung der Mäuse beeinträchtigte. Folgten drei Lernphasen kurz aufeinander, würde man intuitiv erwarten, dass dieselben Nervenzellen aktiviert werden, denn schließlich handelt es sich ja um das gleiche Experiment mit der gleichen Information. Nach einer langen Pause wäre es hingegen logisch, dass das Gehirn die anschließende Lernphase als neues Ereignis interpretiert und mit anderen Nervenzellen verarbeitet. Als man aber die Nervenzellaktivitäten in den unterschiedlichen Lernphasen verglich, stellte man allerdings genau das Gegenteil fest, denn bei kurzen Pausen schwankte das Aktivierungsmuster im Gehirn mehr albei zu langen Pausen, d. h., in schnell aufeinanderfolgenden Lernphasen aktivierten die Mäuse meist unterschiedliche Nervenzellen. Nach längeren Pausen wurden dagegen die Nervenzellen der ersten Lernphase auch später wieder genutzt. Indem das Gehirn auf dieselben Nervenzellen zurückgreift, kann es womöglich die Verknüpfungen zwischen diesen in jeder Lernphase stärken, d. h., die Kontakte müssen nicht erst von Grund auf neu aufgebaut werden. Das könnte die Erklärung dafür sein, warum das Erinnerungsvermögen von langen Pausen profitiert.

    Literatur

    Glas, Annet, Hübener, Mark, Bonhoeffer, Tobias & Goltstein, Pieter M. (2020). Spaced training enhances memory and prefrontal ensemble stability in mice. Current Biology, doi:10.1101/2020.12.17.417451.
    https://www.mpg.de/17299970/0728-psy-lernpausen-sind-gut-fuers-gedaechtnis-155111-x?c=2191 (21-07-28)