Ziel einer Studie war die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen kognitiv stimulierender Arbeit und späterem Demenzrisiko und Identifizierung von Proteinwegen für diesen Zusammenhang. Es handelt sich dabei um eine Multikohortenstudie mit drei Analysesätzen (Vereinigtes Königreich, Europa und die Vereinigten Staaten). Drei Zusammenhänge wurden untersucht: kognitive Stimulation und Demenzrisiko bei 107 896 Teilnehmern aus sieben bevölkerungsbasierten prospektiven Kohortenstudien des IPD-Work-Konsortiums (Meta-Analyse von Daten einzelner Teilnehmer in arbeitenden Populationen); kognitive Stimulation und Proteine bei einer Zufallsstichprobe von 2261 Teilnehmern aus einer Kohortenstudie; und Proteine und Demenzrisiko bei 13 656 Teilnehmern aus zwei Kohortenstudien. Die kognitive Stimulation wurde bei Studienbeginn mit Hilfe von Standardfragebögen zu aktiven und passiven Tätigkeiten sowie bei Studienbeginn und im Laufe der Zeit mit Hilfe eines Matrixindikators für die berufliche Belastung gemessen. Dabei wurden 4953 Proteine in Plasmaproben gescannt. Die Nachbeobachtungszeit für das Auftreten von Demenz variierte je nach Kohorte zwischen 13,7 und 30,1 Jahren. Menschen mit Demenz wurden durch verknüpfte elektronische Gesundheitsakten und wiederholte klinische Untersuchungen identifiziert.
Während der 1,8 Millionen Personenjahre mit Risiko wurden 1143 Personen mit Demenz erfasst. Es zeigte sich, dass das Demenzrisiko bei Teilnehmern mit hoher im Vergleich zu niedriger kognitiver Stimulation am Arbeitsplatz geringer war (rohe Inzidenz von Demenz pro 10 000 Personenjahre 4,8 in der Gruppe mit hoher Stimulation und 7,3 in der Gruppe mit niedriger Stimulation, alters- und geschlechtsbereinigte Hazard Ratio 0,77, 95 % Konfidenzintervall 0,65 bis 0,92, Heterogenität der kohortenspezifischen Schätzungen I2=0 %, P=0,99). Dieser Zusammenhang erwies sich als robust, wenn zusätzlich die Bildung, die Risikofaktoren für Demenz im Erwachsenenalter (Rauchen, starker Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität, berufliche Belastung, Übergewicht, Bluthochdruck und prävalenter Diabetes bei Studienbeginn) sowie kardiometabolische Erkrankungen (Diabetes, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall) vor der Demenzdiagnose berücksichtigt wurden. Das Demenzrisiko wurde auch während der ersten 10 Jahre der Nachbeobachtung und ab dem Jahr 10 beobachtet und unter Verwendung eines Indikators für die kognitive Stimulation durch wiederholte berufliche Exposition repliziert. Bei der Analyse, die für Mehrfachtests kontrollierte, war eine höhere kognitive Stimulation am Arbeitsplatz mit niedrigeren Spiegeln von Proteinen verbunden, die die Axonogenese und Synaptogenese des Zentralnervensystems hemmen. Diese Proteine waren mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert. Das Demenzrisiko im Alter war bei Menschen mit kognitiv stimulierenden Tätigkeiten geringer als bei Menschen mit nicht stimulierenden Tätigkeiten. Die Erkenntnisse, dass kognitive Stimulation mit niedrigeren Spiegeln von Plasmaproteinen verbunden ist, die möglicherweise die Axonogenese und Synaptogenese hemmen und das Demenzrisiko erhöhen, könnten Hinweise auf die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen liefern.
Literatur
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