In einer umfassenden klinischen Studie untersuchten Schneider et al. (2025) die Auswirkungen von sozialer Interaktion und dem Hormon Oxytocin auf die physische Gesundheit, wobei insbesondere die dermatologische Wundheilung und die neuroendokrine Stressreaktion im Fokus standen. Man ging dabei der Hypothese nach, dass enge soziale Beziehungen gesundheitsfördernd wirken, und suchten nach den spezifischen biologischen Mechanismen, die diesen Effekt vermitteln. An der Untersuchung nahmen 80 junge, heterosexuelle Paare teil, denen unter kontrollierten Bedingungen kleine Saugpflasterwunden am Unterarm zugefügt wurden. Um die Wirkung des „Kuschelhormons“ zu isolieren, erhielt ein Teil der Probanden über sieben Tage hinweg zweimal täglich intranasales Oxytocin, während die Kontrollgruppe ein Placebo erhielt; zudem wurde ein Teil der Paare zu strukturierten, wertschätzenden Gesprächen angeleitet.
Das zentrale Ergebnis der Studie verdeutlicht, dass weder die Gabe von Oxytocin noch die verhaltensbasierte Intervention allein ausreichten, um den Heilungsprozess signifikant zu beschleunigen, sondern erst die Kombination aus der hormonellen Unterstützung durch Oxytocin und gelebter partnerschaftlicher Nähe im Alltag – dokumentiert durch wertschätzende Kommunikation, liebevolle Berührungen und sexuelle Aktivität – führte zu einer messbar schnelleren Regeneration des Hautgewebes und einer signifikanten Senkung des Stresshormons Cortisol. Die Daten legen nahe, dass Oxytocin als biologischer Mediator fungiert, der die positiven körperlichen Effekte von Bindung und Intimität verstärkt und so die Wundheilung sowie die Stressregulation optimiert. Während die Effekte bei den gesunden Probanden als moderat eingestuft wurden, liefert die Studie erstmals einen empirischen Beleg dafür, wie eng das menschliche Verhalten und das Hormonsystem zusammenarbeiten, um biologische Heilungsprozesse zu steuern. Damit wird die Grundlage für zukünftige klinische Ansätze geschaffen, die sowohl Beziehungsdynamiken als auch neurohormonale Faktoren integrieren, um die Genesung von Patienten nachhaltig zu unterstützen.
Literatur
Schneider, E., Hernández, C., Brock, R., Eckstein, M., Bodenmann, G., Heinrichs, M., Ehlert, U., Läuchli, S., & Ditzen, B. (2025). Intranasal oxytocin and physical intimacy for dermatological wound healing and neuroendocrine stress: A randomized clinical trial. JAMA Psychiatry. Advance online publication, doi:10.1001/jamapsychiatry.2025.3705