Infantile Amnesie beschreibt das Phänomen, dass Erwachsene sich nicht an die ersten zwei bis drei Jahre ihres Lebens erinnern können. Sogar spätere Erinnerungen bis ins Schulalter sind oft bruchstückhaft.
Die Gründe dafür liegen in der Gehirnentwicklung, insbesondere im Umbau des Hippocampus in den ersten Lebensjahren. Diese Hirnregion spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung von Erinnerungen. Kulturelle Unterschiede und der Zeitpunkt des Spracherwerbs können auch Einfluss auf die Gedächtnisbildung haben. Die Entwicklung der Frontallappen im Gehirn, die für komplexe kognitive Prozesse verantwortlich sind, sowie die noch unreifen Verbindungen zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis bei Kindern tragen ebenfalls zur infantilen Amnesie bei.
Erst mit zunehmendem Alter und einer ausgereiften Gehirnentwicklung können Erinnerungen effektiv gespeichert und abgerufen werden.
Übrigens spielt auch die Sprache eine entscheidende Rolle: Erinnerungen, die vor dem Spracherwerb entstanden sind, können nach dem Spracherwerb nicht mehr abgerufen werden. Kinder, die früh sprechen lernen, entwickeln auch ein früheres autobiographisches Gedächtnis.
Stangl, W. (2011, 4. Juni). Infantile Amnesie. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/5740/infantile-amnesie.