Beim Menschen nimmt das Tränenvolumen bei emotionaler Erregung bekanntlich zu, d. h., sie vergießen Tränen nicht nur bei Schmerz sondern auch in emotionalen Situationen. Nun haben Murata et al. (2022) den Zusammenhang zwischen emotionaler Erregung und Tränenvolumen bei Hunden untersucht. Sie führten den Schirmer-Tränen-Test durch und maßen das Tränenvolumen bei Hunden vor und nach dem Wiedersehen mit Besitzern und vertrauten Nicht-Besitzern. Beim Schirmer-Tränen-Test wird ein Teststreifens in das untere Augenlid zwischen Bindegewebe und Hornhaut geklemmt und das Ergebnis nach 60 sec von der Skala des Teststreifens abgelesen. Die Höhe des benetzten Streifens gibt Auskunft über die Menge der produzierten Tränenflüssigkeit. Diese Prozedur ist für die Tiere schmerzfrei.
Das Tränenvolumen nahm während des Wiedersehens mit dem Besitzer signifikant zu, nicht jedoch mit einem vertrauten Nicht-Besitzer. Als eine Oxytocin-Lösung auf die Augen der Hunde aufgetragen wurde, stieg das Tränenvolumen ebenfalls an, was darauf hindeutet, dass Oxytocin die Tränensekretion während des Wiedersehens zwischen Besitzer und Hund vermitteln könnte.
Schließlich bewerteten menschliche Teilnehmer ihre Eindrücke auf Fotos von Hunden mit und ohne künstliche Tränen, wobei sie die Fotos mit künstlichen Tränen positiver bewerteten. Diese Ergebnisse legen nahe, dass durch Emotionen ausgelöste Tränen die emotionale Bindung zwischen Mensch und Hund erleichtern können. Man kann also festhalten, dass es Hunde zum Weinen bringt, wenn sie nach ihrer Trennung mit den Besitzern beziehungsweise Besitzerinnen wiedervereint werden.
Literatur
Murata, Kaori, Nagasawa, Miho, Onaka, Tatsushi, Kanemaki, Nobuyuki, Nakamura, Shigeru, Tsubota, Kazuo, Mogi, Kazutaka & Kikusui, Takefumi (2022). Increase of tear volume in dogs after reunion with owners is mediated by oxytocin. Current Biology, 32, doi:10.1016/j.cub.2022.07.031.