Menschen neigen dazu, aus wenigen Beobachtungen oder Erfahrungen weitreichende Schlüsse zu ziehen – ein typischer Denkfehler, der auf einer Überschätzung kleiner Stichproben basiert. Ein Beispiel dafür ist die weit verbreitete Annahme, man könne aus wenigen freundlichen Begegnungen im Urlaub auf die gesamte Mentalität eines Landes schließen. Solche Eindrücke erscheinen zwar intuitiv plausibel, entbehren aber oft jeder statistischen Grundlage.
Auch in der wissenschaftlichen Forschung stellt dieses Phänomen ein Problem dar. Einzelne Studien beruhen häufig auf kleinen, nicht repräsentativen Stichproben und liefern Ergebnisse, die sich bei Wiederholungen oft nicht bestätigen lassen. Dennoch werden sie nicht selten als gesicherte Erkenntnisse dargestellt.
Die Lösung liegt nicht im Verzicht auf Studien oder in der Rückkehr zum „gesunden Menschenverstand“, sondern in der systematischen Überprüfung und Zusammenführung vieler Untersuchungen. Erst durch die Auswertung einer Vielzahl von Studien lassen sich belastbare Aussagen treffen, also durch Metaanalysen.
Ob im Alltag oder in der Wissenschaft: Einzelne Erfahrungen oder Befunde sind kein verlässlicher Maßstab. Nur durch breitere, wiederholte und gut abgesicherte Analysen lässt sich ein realistisches Bild gewinnen. Aussagen über Menschen, Gruppen oder Zusammenhänge sollten daher stets mit Vorsicht getroffen und auf eine solide Datenbasis gestützt werden.
Literatur
Kahneman, D. (2012). Schnelles Denken, langsames Denken. München: Siedler Verlag.
Tversky, A., & Kahneman, D. (1971). Belief in the law of small numbers. Psychological Bulletin, 76, 105–110.