Zum Inhalt springen

Wenn Jugendliche nicht mehr hören wollen …

    In einer aufschlussreichen Studie konnte eindrücklich belegt werden, dass Jugendliche ab dem Alter von 13 Jahren eine signifikant reduzierte Reaktion auf die Stimme ihrer Mutter zeigen, verglichen mit jüngeren Kindern. Diese bemerkenswerte Erkenntnis wurde durch den Einsatz hochmoderner bildgebender Verfahren, genauer gesagt durch Hirnscans, untermauert. Die Analyse dieser Scans offenbarte einen faszinierenden Unterschied in der neuronalen Aktivität: Fremde Stimmen und unerwartete Geräusche lösten bei den untersuchten Jugendlichen eine deutlich stärkere und lebhaftere Reaktion im Gehirn aus als die wohlbekannte und vertraute Stimme der eigenen Mutter.

    Dieser Prozess der Gehirnadaption, der sich in dieser veränderten Reaktion auf Stimmen manifestiert, stellt einen natürlichen und essentiellen Bestandteil der kindlichen Entwicklung dar. Er ist von zentraler Bedeutung für die gesunde Entfaltung junger Menschen und markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Die Umstellung des Gehirns, die sich in dieser Phase vollzieht, ist nicht nur ein oberflächliches Phänomen, sondern ein tiefgreifender und komplexer Aspekt der kindlichen Entwicklung.

    Diese sogenannte neuroplastische Umstrukturierung, also die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und neu zu organisieren, ist jedoch keineswegs ein Selbstzweck oder gar die alleinige Ursache für die gelegentlichen Frustrationen, die Eltern in dieser Zeit erleben mögen. Vielmehr handelt es sich um einen natürlichen und biologisch determinierten Prozess, der die allmähliche Abnabelung von der Familie unterstützt und den jungen Menschen auf ein unabhängiges Leben vorbereitet.

    Während der Fokus in den ersten Lebensjahren primär auf der Mutter und der Familie als Ganzes liegt, verlagert sich dieser Fokus mit Beginn der Pubertät und der anschließenden Adoleszenz zunehmend auf Gleichaltrige, Freundschaften und die soziale Interaktion außerhalb des elterlichen Hauses. Diese Verschiebung ist eine wesentliche Komponente der Adoleszenz, jener prägenden Lebensphase, in der junge Menschen lernen, sich in der komplexen Welt zurechtzufinden, soziale Kompetenzen zu erwerben und eine eigene, unverwechselbare Identität zu entwickeln. Sie suchen nach ihrem Platz in der Gesellschaft und definieren sich neu.

    Angesichts dieser Erkenntnisse sollten Eltern lernen, Gelassenheit und Verständnis zu bewahren, wenn ihre Kinder in dieser Phase der Adoleszenz scheinbar nicht mehr auf ihre Ratschläge oder Anweisungen hören oder sich von ihnen abwenden. Es empfiehlt sich daher, den Jugendlichen einen gewissen Grad an Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit zuzugestehen, ohne dabei jedoch die elterliche Fürsorge und Unterstützung gänzlich einzustellen. Eltern sollten ihren Kindern signalisieren, dass sie jederzeit auf ihre Unterstützung zählen können, wenn sie Unterstützung benötigen.