Viele Kinder und Erwachsene mit ADHS leiden unter ausgeprägten Schlafproblemen. Dazu zählen Schwierigkeiten beim Einschlafen und Durchschlafen, kürzere Gesamtschlafzeiten, häufiges nächtliches Erwachen sowie extremes Früherwachen oder ausgeprägte Müdigkeit am Morgen. Auch Phänomene wie Schlafapnoe, Nachtschreck oder unruhige Beine treten häufiger auf. Besonders verbreitet sind Störungen des circadianen Rhythmus: Bei einem Großteil der Betroffenen wird Melatonin später ausgeschüttet, sodass der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus nach hinten verschoben ist und Betroffene oft als „Nachteulen“ auftreten. Langzeitdaten weisen darauf hin, dass ADHS meist vor den Schlafstörungen besteht und genetische Faktoren hierfür relevant sind. Gleichzeitig verschärft mangelnder Schlaf typische ADHS-Symptome wie Konzentrationsprobleme, motorische Unruhe und Impulsivität.
Eltern können bei Schlafschwierigkeiten ihres neurodivergenten Kindes verschiedene Maßnahmen ergreifen. Eine medizinische Untersuchung klärt mögliche körperliche Ursachen wie Atemaussetzer oder Nebenwirkungen von Medikamenten ab. Ausreichend Bewegung am Tag wirkt unterstützend, wobei intensiver Sport unmittelbar vor dem Schlafengehen vermieden werden sollte. Koffein sollte in der zweiten Tageshälfte reduziert werden. Darüber hinaus stabilisiert eine passende Lichtgestaltung den Schlaf-Wach-Rhythmus: Morgens helles Licht, abends gedimmtes Licht und Bildschirmnutzung im Blaulichtfiltermodus. Eine frühere und weniger stressige Abendroutine kann helfen, ebenso gezielte sensorische Reize wie weißes Rauschen, Naturklänge, Hörbücher, Gewichtsdecken oder eng anliegende Schlafsäcke. Rituale, Achtsamkeitsübungen oder kurze Entspannungssequenzen erleichtern zusätzlich das Herunterfahren. Melatonin sollte wegen möglicher Risiken nur nach ärztlicher Rücksprache gegeben werden, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.