Wut wird als eine der Basisemotionen des Menschen beschrieben, die oft aus einem Gefühl der Ungerechtigkeit oder Bedrohung entsteht und sich in verschiedenen Formen äußern kann, von verbaler Aggression bis hin zu körperlicher Gewalt. Biologisch gesehen führt Wut zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol, was zu erhöhtem Herzschlag, Blutdruck und Muskelspannung führt. Das Gehirn schaltet dabei in einen Kampf-oder-Flucht-Modus.
Wut gilt wie Ärger als unangemessene Emotion, da Menschen von Kindheit an lernen, sie nicht zu zeigen. Dies führt zum Teil dazu, dass Menschen versuchen, ihre Wut zu unterdrücken oder mit der Zeit gar nicht mehr wahrnehmen können, dass sie wütend sind, indem sie diese Emotion umdeuten, z.B. in traurig oder betroffen. Dadurch können sie ihre Wut nicht positiv nutzen, denn Wut sagt ihnen, dass etwas oder jemand eine Grenze überschreitet, dass ihr Selbstwert und ihre Identität angegriffen werden. Die Emotion Wut hilft also letztlich, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen, sie ist ein Signal nach innen und nach außen, denn das wütende Gesicht zeigt der Umwelt, dass hier jemand zu weit gegangen ist. Manche sehen im gesellschaftlichen Umgang und in der Erziehung von Kindern im Umgang mit Ärger und Wut sogar die psychogene Hauptursache für viele psychische und psychosomatische Erkrankungen, weil Kindern die Fähigkeit genommen wird, Wut- und Ärgergefühle in ihrem aktiven Gefühlsrepertoire zu behalten.
Evolutionär betrachtet diente Wut ursprünglich dem Überleben und der Verteidigung, kann aber in der modernen Gesellschaft oft unangemessen oder schädlich sein. Der Ausdruck von Wut ist kulturell geprägt und variiert zwischen Gesellschaften, wobei in vielen Kulturen offene Wut negativ bewertet wird. Gesundheitlich kann chronische Wut zu Problemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, während unterdrückte Wut psychische Probleme wie Depression verursachen kann.
Allerdings gibt es auch ein positives Potenzial von Wut als Quelle der Motivation und Kraft, die zu positiven Veränderungen in der Gesellschaft führen kann, wenn sie konstruktiv genutzt wird. Für einen gesunden Umgang mit Wut ist es wichtig, sie zu erkennen und zu akzeptieren, wobei Techniken wie tiefes Atmen oder Zählen helfen können, Wut zu kontrollieren, während Kommunikation und das Ansprechen von Problemen ebenfalls als wichtig erachtet werden.
In der Psychotherapie wird oft an einem gesunden Umgang mit Wut gearbeitet, mit dem Ziel, sie als normale Emotion zu akzeptieren und konstruktiv zu nutzen. Wut spielt auch eine Rolle in sozialen Bewegungen und politischem Aktivismus indem Wut eine treibende Kraft für positive Veränderungen sein kann, wenn sie richtig kanalisiert wird.
Stangl, W. (2012, 24. August). Wut. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/25534/wut.