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Warum das menschliche Gehirn schlechte Erinnerungen bevorzugt

    Das menschliche Gehirn neigt dazu, negative Erinnerungen intensiver zu speichern als positive – ein Phänomen, das als Negativity Bias bekannt ist. Dieser evolutionär entstandene Mechanismus diente ursprünglich dem Überleben, indem er uns half, Gefahren besser zu erkennen und zu vermeiden. Heute jedoch wirkt er sich in einer weitgehend sicheren Umwelt oftmals nachteilig auf das psychische Wohlbefinden aus. Neuropsychologische Forschung zeigt, dass insbesondere emotionale negative Erinnerungen bestimmte Gehirnregionen – wie die Amygdala, den Hippocampus und den präfrontalen Cortex – stark aktivieren. Dieses Netzwerk unterstützt eine besonders tiefe Verankerung und leichte Abrufbarkeit belastender Erfahrungen. Zudem weisen genetische Studien darauf hin, dass individuelle Unterschiede in der emotionalen Gedächtnisbildung bestehen, was unter anderem das Risiko für Störungen wie PTBS beeinflussen kann. Auch wenn sich diese evolutionären Muster nicht vollständig „abschalten“ lassen, bietet die Neuroplastizität des Gehirns Chancen zur Veränderung, denn mit gezielten Techniken wie Achtsamkeit, positiver Gedankenlenkung oder Tagebuchschreiben kann der negative Fokus abgeschwächt und das emotionale Gleichgewicht gestärkt werden.

    Literatur

    Stangl, W. (2025, 16. Juni). Negativitätsbias. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
    https:// lexikon.stangl.eu/23062/negativity-bias-negativitaetsbias.