Immer mehr Triggerwarnungen oder neutraler formulierte Content Notes sollen die sensible Psyche an allen Orten schützen, auch an Universitäten. Diese Art der Einengung ist typisch für Wokeness. Zu Beginn gibt es sinn- und maßvolle Erneuerungen, wie die Überlegung und Umsetzung, bei gravierend verletzenden Inhalten, bei denen es um schwere Gewalt oder sexuellen Missbrauch geht, die Rezipienten vorab zu warnen.
Am Ende kündigen Triggerwarnungen jetzt nicht mehr nur potenziell retraumatisierende Inhalte, sondern auch solche an, die auf einige Menschen anstößig oder verstörend wirken könnten, als sei Letzteres per se eine problematische Wirkung. Auf Twitter sind inzwischen Triggerwarnungen mit Inhalten wie „Umzug“, „schwanger“, „Gewicht“, „Depression“, „Zyklus“, „Körperwahrnehmung“, „Gewichtsverlust“, „Essen“, „furchtbare Musik“ oder „Menstruation“ im woken Sinne üblich.
Dabei verfehlen die Triggerwarnungen häufig ihr Ziel und wirken durch Erwartungsangst eher wie sich selbsterfüllende Prophezeiungen. Es passiert also genau das, was vermieden werden sollte: Unangenehme Gefühle kommen auf. Studien deuten darauf hin, dass durch Triggerwarnungen ein Trauma möglicherweise als wichtiger Bestandteil der Identität wahrgenommen wird.
Das wäre erklärbar dadurch, dass das Trauma in der Bewusstheit immer präsenter wird und bleibt. Das Trauma gehört dann zur eigenen Persönlichkeit und deswegen hält man es unbewusst fest und wird es nicht mehr los. Triggerwarnungen an sich mögen dies nicht bewirken können, doch gerade die erhöhte woke Aufmerksamkeit auf die Problembereiche, lässt die eigene Opferperspektive ins Zentrum der eigenen Identität geraten.